Infoblatt 12/2021

Magdeburger Weihnachtsmarkt der Nachkriegszeit

Magdeburger Weihnachtsmarkt der Nachkriegszeit im Bereich Leiterstraße / Himmelreichstraße

Mein erstes Date mit dem Weihnachtsmann

„Den Weihnachtsmann, den gibt´s doch gar nicht (!)“ Solche und ähnliche Sprüche musste ich mir leider schon als heranwachsender kleiner Junge von gleichaltrigen „Besserwissern“ immer wieder anhören. Nun bin ich ja von Hause aus ein sehr toleranter Mensch, so dass ich auch die Meinung Andersdenkender respektiere, wobei nicht zuletzt auch jeder für sich selbst seine ganz persönlichen Erfahrungen machen muss. Erstens hätten mich meine lieben Eltern doch wohl nie belogen und zweitens war ich bereits im Alter von etwa drei oder vier Jahren dem bärtigen Alten mit seinem roten Rock höchst persönlich begegnet. Mehr noch: Er hatte mich sogar auf den Arm genommen, wobei von diesem bedeutenden Ereignis auch noch über viele Jahre hinweg ein unumstößliches Beweisfoto existierte. Allerdings muss dieses Foto dann irgendwann bei einer häuslichen Aufräumaktion oder auch bei einem Umzug verloren gegangen sein. Aber ungeachtet dessen ist der Ort der Handlung auch heute noch zweifelsfrei verifizierbar.

Zum Glück gibt es ja Facebook und dort auch ein sog. „Digitales Archiv Magdeburg“, welches von Vladimir Tepesch betreut und auch immer wieder mit neuen, oftmals bisher noch völlig unbekannten historischen Fotos erweitert wird, die selbstverständlich auch über unsere Seiten geteilt werden dürfen, sofern wir dies ausschließlich aus rein geschichtlichen Erwägungen heraus tun – so auch unser heutiges Foto, auch wenn die Bildqualität leider nicht die allerbeste ist.

In der unmittelbaren Nachkriegszeit fanden die inzwischen wiederbelebten Magdeburger Weihnachtsmärkte zunächst im Bereich der Leiterstraße und Himmelreichstraße statt, wobei auch die große Freifläche entlang der querenden Prälatenstraße (verlängerte Krügerbrücke) in den vorweihnachtlichen Budenzauber mit einbezogen wurde. So gab es auch schon damals ein Riesenrad, ein Kinderkarussell und auch eine beleuchtete Weihnachtstanne. Ein uns unbekannter Fotograf hat diese Szenerie im Nov./Dez. 1957 möglicherweise von der Ruine des alten Stadttheaters aus aufgenommen, was auch den recht kurzen und steilen Blickwinkel auf die Einmündung der Himmelreichstraße in die Otto-von-Guericke-Straße (vorn links im Bild) erklären würde. Hier befand sich bis 1945 das bekannte Deutsche Familienkaufhaus DEFAKA, wobei diese Straßeneinmündung Anfang der 1960er Jahre mit dem neuen Interhotel „Internatio-nal“ schließlich überbaut wurde. Die Leiterstraße mit den beiden noch heute vorhandenen Schulgebäuden (damals Käthe-Kollwitz- und Humboldtschule) ist dabei unmittelbar links vom Dom auszumachen, wobei ferner im Hintergrund die Nachkriegsbebauung vom Südabschnitt der Karl-Marx-Straße (Breiter Weg) zu erkennen ist.

In meiner frühesten Kindheit hatte ich diesen Blick tagtäglich in entgegengesetzter Richtung der Kamera von unserem Küchen- und Badezimmerfenster aus vor Augen, wobei es damals noch eine freie ungehinderte Sicht von der Karl-Marx-Straße bis in den Bereich des Hauptbahnhofs gab. Ungeachtet dieser Tristesse, die der II. Weltkrieg in weiten Teilen unserer Innenstadt hinterlassen hatte, war dies jedoch für einen heranwachsenden Straßenbahnfan (wie mich) ein wahres Mekka, da man aus dieser Perspektive auch die Straßenbahnen der Linien 2, 12 und 14 beobachten konnte, während die Züge der Linien 1, 3 und 10 unmittelbar unter unserem Wohnzimmerfenster in greifbarer Nähe täglich und fast im Minutentakt vorbei fuhren. Unter solchen Bedingungen musste man zwangsläufig auch irgendwo „straßenbahnverrückt“ werden, was ich dann auch bis zum heutigen Tage geblieben bin. Nicht zuletzt war damals auch mein Vater daran nicht ganz „unschuldig“, da er als absoluter Kenner der Materie die Entwicklung unserer Straßenbahn bereits ab Mitte der 1920er Jahr sehr lebhaft verfolgt hatte und fast über jeden Wagen und über jede Strecke etwas erzählen konnte.

Irgendwo hier auf dieser großen Freifläche muss es damals auch gewesen sein, als ich mein erstes unvergessenes Date mit dem Weihnachtsmann hatte. Dabei ist es an dieser Stelle auch völlig sekundär, ob man an ihn nun glauben mag oder auch nicht. Entscheidend ist hier vielmehr die Botschaft, die er uns alle Jahre wieder in diesen Tagen herüber bringt. Weihnachten ist nicht irgendwo da draußen, sondern mitten unter uns und auch etwas, was man in Person des bärtigen Alten auch tatsächlich sehen, hören und anfassen kann. Diese Botschaft sollten wir daher auch mit großer Dankbarkeit annehmen und Weihnachten in diesem Sinne als Fest der Freude und Besinnlichkeit gemeinsam leben. Uns allen wünsche ich auf diesem Wege recht frohe Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr. (CR)

50 Jahre Magdeburger Straßenbahnfreunde (7) – Eine kleine Bahn wird groß

Da wir erst 2012 im Nachgang zu unserem 40-jährigen Bestehen eine umfassende Vereinschronik veröffentlicht hatten, die auch heute noch über unseren Souvenirverkauf erhältlich ist, wäre es an dieser Stelle vermessen gewesen, nur wenige Jahre später zu unserem „50.“ erneut schon wieder eine solche herauszugeben. Somit war es sicherlich ein gangbarer Kompromiss, in den diesjährigen Ausgaben zu unserem Infoblatt fünf Jahrzehnte Vereinsgeschichte an Hand von Streiflichtern und besonderen Erlebnissen noch einmal Revue passieren zu lassen, wobei eine solche Form der Darstellung natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann.

In den zurückliegenden Ausgaben hatte ich mich zunächst schwerpunktmäßig auf die ersten drei Jahrzehnte bis zur Jahrtausendwende konzentriert, da diese Zeit schon sehr weit zurück liegt, wobei viele unserer heutigen Freunde und Leser die ehemalige DDR, den damaligen DMV und auch die Ereignisse der politischen Wende 1989/90 nicht mehr bewusst miterlebt haben, so dass bestimmte Zusammenhänge heute auch nicht mehr ohne Weiteres hergestellt werden können. Die letzten zwei Jahrzehnte seit der Jahrtausendwende sind dagegen für die meisten von uns noch heute in lebhafter Erinnerung, so dass sich diese Zeit auch mit wenigen Sätzen zusammenfassen lässt. Nicht zuletzt sind auch unsere Infoblätter seit dem Erscheinungsjahr 2004 noch alle digital über unsere Internetseiten unter dem Link „Archiv“ abrufbar, womit die letzten eineinhalb Jahrzehnte unserer Vereinsgeschichte auch umfassend dokumentiert sind.

Wie ein altes Sprichwort sagt, so fängt bekanntlich mit jedem Abschied etwas Neues an. So war es auch bei uns, als uns der Verkehrsbetrieb 1998/99 unter überaus fragwürdigen Begleitumständen die Freundschaft und somit auch die Nutzung unserer bisherigen Räumlichkeiten im Depot Sudenburg aufgekündigt hatte. Ohne die Magdeburger Eisenbahnfreunde, die uns damals sehr schnell und völlig unbürokratisch Unterschlupf in ihren eigenen Räumlichkeiten im Wissenschaftshafen gewährt hatten, wäre die Geschichte unseres Vereins damals möglicherweise für immer besiegelt gewesen. Somit konnten wir auch mit den ersten Teilen unserer neuen Modulstraßenbahnanlage und mit vielen anderen gesammelten Dinge dort einziehen und unsere Vereinsarbeit zielgerichtet fortsetzen. Wie durch ein Wunder musste 1999 auch die internationale AHN-Tagung der deutschsprachigen Straßenbahnvereine ungeachtet äußerst widriger Rahmenbedingungen nicht abgesagt werden, die damals auf Einladung unseres Vereins zeitgleich mit dem 100-jährigen Jubiläum der elektrischen Straßenbahn in Magdeburg stattfand und trotz allem ein voller Erfolg wurde.

War Modellstraßenbahn in den ersten drei Jahrzehnten nur eine von mehreren Säulen unserer Vereinsarbeit gewesen, so wurde daraus nach der Jahrtausendwende unser eigentliches Standbein, was zugleich mit einer völligen Neuausrichtung unseres Vereins einher ging. 1999 konnte freilich noch niemand erahnen, dass daraus in den nächsten 20 Jahren eine wahre Erfolgsgeschichte werden sollte. Dies hatte vor allem zwei Gründe: Erstens hatten wir uns bereits in den frühen 1970er Jahren auf ein bis dahin noch völlig unbekanntes Terrain gewagt und somit bereits reichhaltige Erfahrungen gesammelt, die uns jetzt zu Gute kamen und zweitens waren wir nicht  mehr die (inoffizielle) „Betriebsabteilung der MVB“, die zuweilen wie ein kleiner eigenständiger Verkehrsbetrieb geführt werden musste, womit wir uns fortan nur noch auf eine Aufgabe voll konzentrieren konnten. Hier wurden wir zugleich zu einem Vorreiter, um die Modellstraßenbahn neben der klassischen Modelleisenbahn auf gleicher Augenhöhe deutschland- und europaweit salonfähig zu machen. Auch im Rahmen der jährlichen AHN-Tagungen entstand schon bald der Wunsch, auch für die Straßenbahnfreunde der kleinen Spurweiten eine eigene Plattform zu schaffen, wobei wir im Rahmenprogramm während der AHN-Tagung 2003 in Leipzig erstmals eine entsprechende Veranstaltung mit zunächst 15 Teilnehmern organisieren konnten. Bereits ein Jahr später wurde daraus mit der „Kleinen Bahn ganz groß“ eine jährliche öffentliche Großveranstaltung für Aussteller, Hersteller und Händler, wobei die Teilnehmer- und Besucherzahlen von Jahr zu Jahr fast schon kometenhaft anstiegen. Über die zahlreichen Messen und Ausstellungen sowie über zahlreiche neue Modelle zu schreiben, die vielfach unter unserer Mitwirkung entstanden, würde an dieser Stelle sicherlich den Rahmen sprengen. Auch wiederholte Führungswechsel an der Vereinsspitze sowie Hochwasser- und Coronafolgen waren dabei nur Streiflichter einer fast schon unendlichen Geschichte. (CR)

Mitgliederversammlung am 08.10.2021 

Unsere diesjährige Mitgliederversammlung fand wegen der Corona-Beschränkungen nicht wie üblich im Monat Februar, sondern abweichend erst am 08. Oktober in der Gaststätte „Stadtfeldklause“ statt. Anwesend waren 14 stimmberechtigte Mitglieder sowie 1 Gast. Nach dem Tätigkeits- und Kassenbericht des Vorstandes sowie dem Bericht der Kassenprüfer konnte dem Vorstand für das zurückliegende Geschäftsjahr einstimmig Entlastung erteilt werden.
Einziger besonderer Höhepunkt war im Berichtszeitraum die Teilnahme des Vereins an der internationalen Modellstraßenbahnveranstaltung „Kleine Bahn ganz groß“ im März 2020 in Braunschweig, da coronabedingt alle weiteren ursprünglich geplanten Veranstaltungen weitgehend ausfallen mussten. Auch regelmäßige Arbeitsnachmittage in unserem Vereinsobjekt Walbecker Straße sowie die sonst aller zwei Monate stattfindenden öffentlichen Vereinsabende konnten unter den gegebenen Umständen nur noch eingeschränkt durchgeführt werden, wobei die regelmäßige Vereinsarbeit zunächst im Frühjahr 2020 sowie ab dem Herbst 2020 bis weit in das Jahr 2021 hinein weitgehend zum Erliegen kam. Die Finanzlage des Vereins wurde insgesamt als stabil eingeschätzt, so dass auch die bestehenden Beitragssätze für das Kalenderjahr 2022 trotz gestiegener Betriebs- und Gemeinkosten vorerst so beibehalten werden sollen. Die Kassenprüfer Rainer Schinkel, Jürgen Puchert sowie Markus Arms (Ersatzmitglied) wurden durch die Mitgliederversammlung einstimmig für ein weiters Geschäftsjahr berufen. Die nächste Mitgliederversammlung wird vsl. im Monat Februar 2022 stattfinden. (CR)

Vereinsobjekt Walbecker Straße / Hygiene-Regeln / Veranstaltungstermine

Unsere Arbeitstage in unserem Vereinsobjekt Walbecker Straße 54 finden auch weiterhin regelmäßig montags ab 16.00 Uhr sowie sonnabends ab 14.30 Uhr statt, sofern nicht neue Verordnungen anderslautende Entscheidungen erforderlich machen. Änderungen bei Veranstaltungen sowie an Feiertagen sind vorbehalten. Aktuell gilt für Magdeburg die 15. Eindämmungsverordnung des Landes Sachsen-Anhalt (veröffentlicht am 23.11.2021 und vorläufig gültig bis zum 15.12.2021), die auch über das Internet abrufbar ist. Hier sind vor allen die §§ 1 (Allgemeine Hygieneregelungen, Verantwortlichkeiten) und 2a (Verpflichtendes 2G-Zugangsmodell in geschlossenen Räumen) zu beachten. Danach sind auch Vorstände und Vereinsvorsitzende Verantwortliche im Sinne des § 1. Von Vereinen genutzte Gewerberäume fallen allerdings nicht unter die im § 2a explizit aufgeführten Einrichtungen und Räumlichkeiten. 

Über die Termine für das kommende Jahr werden wir zu gegebener Zeit informieren.

(CR) – Christoph Rudhard