Pechauer Platz

Von Günther Hammerschmidt

Cracau. 1926/27 wurde das Zitadellengelände auf dem Kleinen Werder durch den Rat der Stadt für ca. 1,3 Millionen Mark vom Staat erworben. Die Stadtväter ließen die Zitadelle 1928 abtragen. Der Bauschutt wurde zur Erhöhung des Butterstiegs in Cracau verwendet. Nunmehr erhielt der Butterstieg den Namen „Otto-Braun-Straße“ – nach dem preußischen Ministerpräsidenten benannt.

Schnappschuss vom 13. November 1928. Die erste Bahn hält vor dem Grundstück Buttersteig 3a (heute Cracauer Straße 59). Foto: privat

Um eine glatte Durchführung der Straßenbahnlinie zu erreichen, wurden die Häuser Genthiner Straße 27 und 29 abgerissen. Die Gebäude hatten etwa zwei bis drei Meter in die Straßenfluchtlinie hineingeragt. Die Wohnungen dieser beiden Häuser mussten zwangsweise geräumt werden. Ersatzweise wurde den betroffenen Bewohnern entsprechende Wohnungen in der entstehenden Beimssiedlung in der Wilhelmstadt (heute Stadtfeld) angeboten.

Parallel mit dem Abriss dieser beiden Häuser verlegten die Gleisarbeiter die letzten Schienenstücke. Den Abschluss der Straßenbahnlinie bildete eine Schienenschleife um das ehemalige Fort 11.

Am 13. November 1928 wurde die neue Linie 15 nach Cracau eröffnet. Pünktlich um 11 Uhr fuhren zwei Sonderzüge der Straßenbahn über die Lange Brücke in Richtung Cracau. Fahrgäste waren zahlreiche Behördenvertreter. Eingangs Cracau wurden beide Bahnen mit lautem Hurrageschrei begrüßt. Die Cracauer ließen zur Einweihung der Bahnstrecke an ihren Häuser Fahnen im Wind flattern.

Die Freude der Einwohner war riesengroß. Die Schulkinder von Cracau hatten eine Freistunde zur Begrüßung der Bahn erhalten.

Die Fahrt beider Sonderzüge endete am Fort 11. Hier wurde dann von der Straßenbahngesellschaft in das Landhaus Cracau zu einem Frühstück eingeladen. Danach hielten der Oberbürgermeister Beims, Bürgermeister Prof. Dr. Landsberg, Generaldirektor Heßler und der Stadtverordnete und Gärtnereibesitzer Otto Heyneck ihre Ansprachen aus Anlass der Linieneröffnung.

Aus den Bauakten aus dieser Zeit ist zu entnehmen, dass u.a. 5400 Meter Straßenbahn Schienenstrang, 5000 Meter kupferner Oberleitungsdraht, 200 Leitungsmaste, 5800 Kubikmeter Kies, 1700 Tonnen Unterbettung für die Gleisanlage, 2200 laufende Meter neue Bordsteine aus Sachsen, 2400 Quadratmeter Schlacken-Pflastersteine aus Eisleben, 11 000 Quadratmeter Reihenpflastersteine aus Schweden für die Strecke benötigt wurden. Während der Bauzeit waren 190 Arbeiter an der Strecke tätig.

Am 6. September 1926 hatte man die Straßenbahnstrecke zwischen Magdeburg und Schönebeck in Betrieb genommen.

Die als Vorortbahn deklarierte Straßenbahn trug die Linien-Nummer 14. Bis zu diesem Eröffnungstermin hatte es Jahre gedauert bis endlich die Vorortbahn vom Zentrum Magdeburgs durch die Vororte Fermersleben, Salbke und Westerhüsen nach Schönebeck rollen konnte. Vorher konnten nur Teilstrecken in Betrieb genommen werden. Ab 21. April 1926 pendelte die Bahn zwischen Westerhüsen und Frose. Diese Teilstrecketrug die Linien-Nummer 13. Aus diesem Grunde erhielt die fertige Linie von Magdeburg nach Schönebeck die Nummer 14. Die Bürger waren mit dieser Lösung sehr zufrieden. Nunmehr war die Nummer 13 wieder offen und die Linie nach Cracau sollte damit bedacht werden. Aber auch hier regte sich der Widerstand in der Bevölkerung gegen die „Unglückszahl“ 13. Die Bürger konnten sich letztlich durchsetzen und Cracau hatte seine Linie Nummer 15 .