Infoblatt 05/2020

Baustellentourismus in der Warschauer Straße / Höhe Puppentheater

Baustellentourismus in der Warschauer Straße / Höhe Puppentheater

Baustellentourismus erlaubt

Ungeachtet aller Einschränkungen waren zumindest Spaziergänge an den frischen Luft in den zurückliegenden Tagen und Wochen bei überwiegend frühlingshaftem Wetter nicht verboten, auch wenn freilich nur alleine sowie im engsten Familienkreis oder in Kleingruppen mit nur wenigen Personen. Warum also, auch wenn im Moment sonst noch immer nicht vielgeht, eigentlich nicht einmal unsere zahlreichen Baustellen besuchen, wo es gegenwärtig sehr viel Neues zu beobachten gibt. Auch Jürgen Puchert war in den zurückliegenden Wochen mehrmals entlang der Neubaustrecken unterwegs und hat uns dabei einige aktuelle Fotos, wie z. Bsp. hier im Bereich vom Puppentheater in der Warschauer Straße, übermittelt. Bereits vor 1945 lagen an dieser Stelle schon einmal Gleise, wobei es Ende der 1920er Jahre auch einen vorübergehenden Gleisbauhof unter den Buckauer Bahnhofsbrücken gab, bevor die heutige Raiffeisenstraße an dieser Stelle durchgebunden wurde. Auch wenn zunächst in Richtung Westen bis in Höhe der Försterstraße weitergebaut wurde, so kam ein Lückenschluss bis zur Leipziger Straße jedoch nicht mehr zustande. Ab 1951 hatte dann die O-Bus-Linie A in Richtung Lemsdorf hier am Puppentheater für knapp zwei Jahrzehnte ihren Ausgangspunkt, wobei es im Berufsverkehr auch durchgehende Wagen als Linie AD bis nach Magdeburg-Südwest(Ottersleben) gab. Noch bis vor wenigen Wochen erinnerte auch noch ein einzelner Oberleitungsmast am Buckauer Bahnhof an frühere O-Bus- und Straßenbahnzeiten. Vsl. im kommenden Jahr sollen hier nun erstmals wieder Straßenbahnen fahren.

Auch auf der geplanten Nordstrecke soll vsl. im nächsten Jahr zunächst der nördlichste Abschnitt (BA 6 der sog. Zweiten Nord-Süd-Verbindung) von der Ebendorfer Chaussee bis zum Kannenstieg in Betrieb gehen und dabei vorerst an die bestehende Strecke zum IKEA angebunden werden. An einen durchgehenden Betrieb vom Damaschkeplatz über das Neustädter Feld bis zum Kannenstieg ist nach aktuellem Stand jedoch nicht vor 2024 zu denken, obwohl bereits seit dem letzten Jahr in Höhe vom Lorenzweg mehrere hundert Meter Doppelgleis inkl. der zugehörigen Oberleitungsmasten fertiggestellt sind. Bevor nicht der Tunnel unter dem Hauptbahnhof für den Autoverkehr freigegeben wird, können auch die erforderliche Querung der Albert-Vater-Straße sowie die für den Trassenbau notwendige östliche Verschwenkung der Straßenfahrbahn auf dem Magdeburger Ring nicht gebaut werden. Auch fehlt für den zugehörigen BA 5 im Bereich Burgstaller Weg noch immer das erforderliche Planrecht. Unter den Bahnhofsbrücken sollen die Straßenbahnen nach einer gefühlten „halben Ewigkeit“ nun endlich zum 27.08.2020 (Ende der großen Schulferien) wieder rollen, wobei es auch am künftigen Gleisviereck Damaschkeplatz in den letzten Wochen zügig voran ging; (siehe dazu auch ein aktuelles Video unter https://youtu.be/TChJBPKFrNk). Gleichsam soll auch Rothensee zu diesem Termin erstmals wieder im 10-Minuten-Taktbedient werden. -Christoph-​

In kleinen Schritten zurück zur Normalität

Bereits vor ca. vier Wochen hatten wir gehofft, mit dem angekündigten zusätzlichen Infoblatt im Monat Mai für unsere Mitglieder und für die uns nahe stehenden Leser schon wieder einige etwas erfreulichere Nachrichten verkünden zu können. Diese gibt es inzwischen auch, da bereits ab der letzten April-Dekade sowie ab Anfang Mai auch Ladengeschäfte, Dienstleister, Kultureinrichtungen und Schulen schrittweisewieder öffnen durften. Auch die Straßenbahnen, Busse und Elbfähren fahren bis auf einige Ausnahmen bereits seit einigen Tagen wieder nach den angestammten Fahrplänen.

Dafür bescherte uns die allgemeine Kontaktsperre erstmals ab dem 23. April den staatlich verordneten Mund- und Nasenschutz in öffentlichen Räumen und Verkehrsmitteln, der besonders jetzt in der zunehmend wärmeren Jahreszeit bereits nach wenigen Minuten zu einem unangenehmen feucht-heißen Druckgefühl im Gesicht und im Bereich der Atemwege führt. Auch eine aktive Vereinsarbeit im Kreise von Gleichgesinnten ist dabei selbst unter Einhaltung der allgemeinen Abstandsregeln wohl kaumgegeben. Nach den jüngsten Entscheidungen der Kanzlerin soll die allgemeine Kontaktsperre zumindest noch bis zum 05. Juni beibehalten werden, wenngleich die einzelnen Bundesländer inzwischen zeitnahe Erleichterungen im Gaststättengewerbe, in der Tourismus- und Hotelbranche sowie im Reiseverkehr innerhalb Deutschland in Aussicht gestellt haben. So sollen z. Bsp. Gaststätten in Sachsen-Anhalt vsl. ab dem 18. Mai wieder öffnen, womit auch der nächste öffentliche Vereinsabend am 12. Juni bei Leo´s grundsätzlich sichergestellt sein sollte, eventuell auch draußen auf der Aussenterasse. (CR)

Kleine Bahn ganz groß – wie geht es weiter?

Bereits im Infoblatt 04/2020 hatten wir ausführlich über die 17. „Kleine Bahn ganz groß“ in Braunschweig berichtet. Doch wie geht es jetzt weiter?

Aus dem Frühlingserwachen wurde in Anbetracht der Corona-Krise nun leider ein Dornröschenschlaf. Hoffentlich nicht so lange – hoffen wir, dass der Spuk der Pandemie bald vorbei ist. Solange müssen wir auch die weiteren Vorbereitungen für 2021 und 2022 ruhen lassen. Bei den noch Arbeitenden hat im Moment wohl noch niemand wieder ein Ohr für derartige Veranstaltungen. Für 2021 wird noch ein Veranstalter gesucht. Anfragen wurden an mehrere Vereine, Museen und Verkehrsunternehmen auf den Weg gebracht. Die besten Erfolge konnten wir bisher in dieser Veranstaltungsreihe erzielen, wenn wir an einem Tag der offenen Tür oder an einer Jubiläumsveranstaltung eines Verkehrsunternehmens teilnehmen durften bzw. wenn ein eigenes Straßenbahn- oder Verkehrsmuseum ein besonderes Wochenende gestaltete. Aus logistischen, rechtlichen und Kostengründen wird dabei vorzugsweise ein Veranstaltungsort in Deutschland gesucht. Die meisten ehrenamtlichen Aussteller kommen aus Deutschland und finanzieren die Transporte, die Zusatzkosten, die Übernachtungen usw. aus eigener Tasche. Nicht zu unterschätzen ist dabei, dass die meisten Aussteller zusätzliche Urlaubstage benötigen. Aus diesen Gründen muss auch das ganze Handling halbwegs überschaubar bleiben.

Eine derartige Veranstaltung ehrenamtlich zu organisieren, vorzubereiten und durchzuführen ist ein absoluter Kraftakt und geht oftmals an die Grenzen. Unter Beachtung der Kosten für die Anmietungen aller Art sind die immer schärfer werdenden Sicherheitsbedingungen der Gastgeber und die strengen Auflagen der zuständigen Ämter in den öffentlichen Veranstaltungshallen einzuhalten. Die unterschiedlichen Genehmigungen, die Pressearbeit, das Marketing, der zusätzliche Abschluss von Versicherungen, das Catering und die Betreuung während der Ausstellung für alle Interessengruppen – wie Aussteller und Besucher – verlangen den Organisatoren sehr viel Kraft ab. Um den angemeldeten Ausstellern die besten Bedingungen möglichst ohne zusätzliche Kosten zu gewährleisten, sind viele Kompromisse erforderlich, die von allen Beteiligten eingesehen und umgesetzt werden müssen. Auch an den Abenden sind die Aussteller bei den Sonderfahrten und Gemeinschaftsveranstaltungen weiter zu betreuen. Das alles muss passend organisiert sein und auch immer in einem vertretbaren Rahmen bleiben. 

Neben den vielen individuellen Gesprächen der Aussteller, Firmen und Händler sollte in den kommenden Jahren auch wieder das Forum am Sonntagvormittag zum Erfahrungsaustausch genutzt werden. So gibt es immer wieder neue Angebote von Straßenbahnmodellen und Kleinteilen, aber auch von Zubehör, die für die Allgemeinheit wieder besser vorgestellt werden sollten. Hier sollten auch Tipps zum Anlagenbau nicht fehlen. Für das Folgejahr 2022 haben sich die Freunde aus dem Hannoverschen Straßenbahn Museum e.V. in Sehnde-Wehmingen und die Freunde vom Förderverein Straßenbahn Hannover e.V., die die großen Oldies in Hannover betreuen, beworben. Aber schauen wir zunächst nach vorn, was sich eventuell für 2021 noch auf den Weg bringen lässt.

Die nächste AHN-Tagung 2021 in Halle (Saale) und in Naumburg (Saale) scheint nach dem aktuellen Stand der Dinge zumindest gesichert zu sein. (JP)