Infoblatt 08/2022

Collage aus alten und neuen Bildern der Großen Werders - mit und ohne Straßenbahn
Die Straßenbahn auf dem Großen Werder – Früher und Heute

Mit der Straßenbahn über den Großen Werder

Wie glücklich wäre man doch heute in Anbetracht der Großbaustelle im Bereich der Strombrückenverlängerung über eine Straßenbahndirektverbindung vom Zollhaus über die Mittelstraße bis zum Nordbrückenzug, die es hier zwischen Dezember 1905 und Oktober 1939 schon einmal gegeben hatte, um die Fahrgäste auch unter Baustellenbedingungen möglichst schnell und bequem bis in die Innenstadt zu bringen. In Ermangelung von Straßenbahnschienen wäre hier zumindest eine Buslinie im SEV auf gleicher Route eine angemessene Lösung gewesen, die auch im Stadtrat mehrheitlich so favorisiert wurde, aber letztendlich bei der kommunalen Verwaltung wegen vermeintlich zu geringer Straßenbreiten und anderer Bedenken auf Ablehnung stieß. Auch die „Volksstimme“ hatte bekanntlich darüber wiederholt berichtet.

Das jüngst viel beachtete 300-jährige Jubiläum der Erstbesiedelung vom Großen Werder (1722) war auch für MVB und IGNah ein willkommener Anlaß, um mit Sonderfahrten und div. Veröffentlichungen noch einmal das längst vergessene Kapitel der Straßenbahn zwischen Strom- und Zoll- bzw. Alter Elbe Revue passieren zu lassen. Dabei durfte natürlich auch ein entsprechendes Foto nicht fehlen, was wir an dieser Stelle gerne teilen wollen, um auch unsererseits dieses sehr interessante Thema noch einmal aufzugreifen. Bereits 1884 eröffnete die Magdeburger Trambahn-Gesellschaft ihre beiden West-Ost-Linien, die von der Olvenstedter Straße und der Großen Diesdorfer Straße kommend über die Strombrücke den Großen Werder und die Friedrichstadt erreichten, wobei die Werderlinie ihren Endpunkt zunächst am nördlichen Ende der Mittelstraße hatte. Dies war zugleich auch die erste Magdeburger Straßenbahnlinie, die bereits am 18. Juli 1899 elektrisch in Betrieb ging; (später Linie 4). Schon im Dezember 1905 wurde diese Linie von der Mittelstraße über den Abzweig Theaterstraße (heute Lingnerstraße) zur Oststraße und weiter bis zur Markgrafenstraße verlängert, womit zugleich auch der Lückenschluss bis an den Nordbrückenzug erfolgte, der damals zunächst nur aus der 1903 eröffneten Königsbrücke und einer Holzbrücke über die Alte Elbe bestand. Wegen beengter Straßenverhältnisse befuhren die Wagen in der Gegenrichtung zwischen der Ost- und Mittelstraße allerdings die parallel verlaufende Weidenstraße, womit ab sofort auch jeder zweite Wagen der Linie 4 als Linie 8 über die Königsbrücke und die Hohepfortestraße bis zur Agnetenstraße am Neustädter Bahnhof fuhr. Die Wagen der bisherigen Stammlinie 4 endeten dabei auch weiterhin am nördlichen Ende der Mittelstraße, wo sich noch bis weit in die jüngste Vergangenheit die letzten Gleisreste der ehemaligen Kuppelendstelle befanden.

Nach der inflationsbedingten Einstellung der östlichen Ringstrecke im Abschnitt Hasselbachplatz-Fürstenufer-Wittenberger Platz im Jahre 1921 erhielt auch die bisherige Ringlinie 7 einen neuen Linienweg, in dem sie fortan aus Richtung Hauptbahnhof kommend über die Königsbrücke den nördlichen Großen Werder erreichte, wo sie über längere Zeiträume hinweg ihren Endpunkt im Bereich der Häuserblockumfahrung Weidenstraße-Mittelstraße-Theaterstraße (bzw. Kahnstraße) hatte. Zeitweise fuhren die Wagen dabei auch weiter bis vor zum Zollhaus sowie zwischenzeitlich auch über die Strombrücke weiter bis zum Rathaus. Bei den zahlreichen Linienänderungen im Verlaufe der 1920er und 1930er wäre es an dieser Stelle jedoch müßig, alle chronologischen Details noch einmal näher auflisten zu wollen. Im Oktober 1939 endete schließlich kriegsbedingt der Straßenbahnverkehr über den Großen Werder, der auch nach dem II. Weltkrieg nie wieder aufgenommen wurde.

Bei unserer heutigen Fotomontage mit einer sehr gelungenen Überblendung von „alt“ und „neu“ aus dem Fundus von MVB und IGNah hatte Tw. 16II (Umbau Dessau 1928) ca. im Jahre 1937 soeben vom Hauptbahnhof über die Königsbrücke kommend die Mittelstraße in Höhe der Kahnstraße erreicht, um nach wenigen Metern Weiterfahrt über den vorn im Bild erkennbaren Gleiswechsel zu wenden und anschließend über den Abzweig Theaterstraße wieder in Richtung Innenstadt zurückzufahren, wobei der Schaffner offensichtlich bereits das Zielrichtungsschild für die Rückfahrt zum Hauptbahnhof gedreht hatte. Man beachte an dieser Stelle die bereits umgebaute Außenkabelanlage mit integriertem Bremskabel und zusätzlicher Lichtsteckdose, wobei dieser Wagen allerdings noch keinen Mittelscheinwerfer und auch noch keine runden Rückleuchten besaß; (damals eine technische Forderung in Umsetzung der ersten gesamtdeutschen BOStrab von 1937). (CR)

Rückblick: „Kleine Bahn ganz groß“ in Sehnde-Wehmingen

Am 11.06. und 12.06.2022 konnten wir bei schönem Wetter endlich wieder unsere zur Tradition gewordene Veranstaltung “Kleine Bahn ganz groß” im Hannoverschen Straßenbahn Museum Sehnde-Wehmingen durchführen und uns nach zwei Jahren wiedersehen. Ende 2021 hatten alle Aussteller schon sehnsüchtig auf die Einladung gewartet. Jeder wollte seinen Urlaub planen, die Vorbereitungen für die nächste Veranstaltung treffen und die Übernachtungen buchen. Die Organisatoren sind das Risiko eingegangen und haben in den Sommermonaten auf das Abflauen der Pandemie gesetzt. Der Plan ging auf.

Über 220 Aussteller in 50 Ausstellergruppen (Vereine, Privatpersonen, Hersteller und Händler), Organisatoren und Helfer waren beteiligt, damit alles funktionierte. Die fast 800 Besucher konnten in den vier Ausstellungshallen, im Parkettsaal, auf der LGB-Anlage und auf den Freiflächen nicht nur die kleinen und großen Bahnen bestaunen; sie konnten auch mit einer historischen Bahn auf dem Museumsgelände eine Rundfahrt unternehmen. Erfahrungsgemäß wären es viele Besucher mehr gewesen, wenn nicht am gleichen Wochenende der Niedersachsentag in Hannover stattgefunden hätte. Diese Veranstaltung wurde nach der Pandemie relativ kurzfristig angesetzt. Wir konnten unsere „Kleine Bahn ganz groß“ leider nicht mehr auf ein anderes Wochenende verschieben, da viele Dinge schon durchorganisiert und gebucht waren.

Ein großes Dankeschön geht an alle beteiligten Aussteller, den Vereinsmitgliedern und Freunden vom Hannoverschen Straßenbahn Museum e.V., die zur Bereicherung der Veranstaltung beigetragen haben, an den Förderverein Straßenbahn Hannover e. V., der am Samstagabend die Besichtigung der historischen Fahrzeuge und eine Rundfahrt durch Hannover übernahm sowie an die Fa. Hartmann und an die Freunde, die die Transferleistungen mit den Bussen durchführten. Freuen dürfen wir uns schon jetzt auf die nächste „Kleine Bahn ganz groß“ im Juni 2023 in Halberstadt; (siehe nachfolgend). (JP)

Vorschau: „Kleine Bahn ganz groß“ 2023 in Halberstadt

Wie wir schon in einer gesonderten Vereinsinformation an unsere Mitglieder ausführlich informiert hatten, wird die Halberstädter Verkehrs-GmbH im nächsten Jahr das Jubiläum 120 Jahre elektrischer Straßenbahnbetrieb begehen. Hier sollen wieder Groß und Klein eine Einheit bilden. Neben einem Tag der offenen Tür im örtlichen Straßenbahndepot und einem Historischen Fahrtag am 03.06.2023 ist die 19. Veranstaltung „Kleine Straßenbahn ganz groß“ am 02.06. (Aufbau) sowie am 03. und 04.06.2023 im Freizeit- und Sportzentrum Halberstadt in der Gebrüder-Rehse-Str. 12, 38820 Halberstadt (Haltestelle FSZ) geplant. Die Veranstaltung wird von der Halberstädter Verkehrs-GmbH sowie den Vereinen Magdeburger Straßenbahnfreunde e.V. und dem Freundeskreis Straßenbahn Halberstadt e.V. organisiert. Eine derartige Veranstaltung kann natürlich nur durch die Mitwirkung von vielen ehrenamtlichen Helfern gelingen. Weitere Informationen folgen zu gegebener Zeit. (JP)

Foto-Quelle: Internet – „Bilder von der Halberstädter Straßenbahn“

Hauptwerkstatt Herrenkrugstraße / Fahrzeuge der MVB

Lt. „Traminfo“ (letzter Stand vom 03.07.2022) wurden nachstehende NGT8D aktuell als „abgestellt zur HU“ gemeldet: Tw. 1329, 1330, 1332. Die Tw. 1326 und 1333 sind nach erfolgter HU inkl. Neulack in den aktuellen Farben dagegen seit geraumer Zeit wieder im Einsatz. Da in den zugehörigen Listen darüber hinaus eine Reihe weiterer Fahrzeuge aus unterschiedlichen Gründen zuletzt als „abgestellt“ gemeldet wurde, darunter auch nahezu alle noch im Bestand befindlichen T6A2/B6A2 in der ursprünglichen Magdeburger Variante, gilt die verfügbare Wagendecke auch weiterhin als angespannt. Tw. 1274II (ex Tw. 1189) und zuletzt Enteisungsreserve für den Winterdienst wurde inzwischen als „abgestellt“ und „Ersatzteilspender“ gemeldet. Für den gleichsam bisher diesbezüglich genutzten Tw. 1254 trifft dies jedoch aktuell nicht zu.

Da seit dem 14. Juli (wie in jedem Sommer) wieder für mehrere Wochen aktuell der Ferienfahrplan gilt, kann jedoch ungeachtet der vorhandenen Wagendecke auch unter Woche auf den Einsatz von hochflurigen Tatrawagen (mit Ausnahme der ex Berliner B6A2 für die verlängerten Niederflurgarnituren) in der Regel verzichtet werden. Allerdings wurden aber auch während des Ferienfahrplans vereinzelt wieder KT4D im Linieneinsatz beobachtet.

Für die ab 2023 geplanten neuen vierteiligen Niederflurgarnituren von Alsthom (Bombardier) wurde kürzlich auf dem MVB-Betriebshof Nord ein sog. „Mockup“ (1:1-Vorführmodell) mit der Nachbildung eines Führerstandes und eines dahinter befindlichen Sitzabteils vorgestellt. (CR)

In eigener Sache: Aktuelle Info-Themen

In unserer letzten Ausgabe 06/2022 hatten wir an dieser Stelle noch eine kleine Nachlese zur diesjährigen AHN-Tagung in Graz zu dem sehr interessanten Thema „Archivarbeit in unseren Vereinen“ angekündigt. Keine Sorge, dies haben wir keineswegs vergessen und werden dies aufgrund der aktuell verfügbaren Druckseiten auf jeden Fall in unserer nächsten Ausgabe noch nachholen. (CR)


Das Infoblatt erscheint im Auftrag des Vorstandes der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V.

Textbeiträge / Druck und Gestaltung: C. Rudhard (CR), J. Puchert (JP), M. Menz (MM).

Unser nächstes Infoblatt erscheint vsl. im Monat Oktober 2022.