Infoblatt 08/2023
Halberstadt: Eine kleine Bahn wird groß
Am 03.06.2023, als die Uhr am Giebel vom Straßenbahndepot der Halberstädter Straßenbahn in der Gröperstraße die aktuelle Zeit von 08:15 Uhr anzeigte, da herrschte bei den Aktiven der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. und bei ihren befreundeten Partnervereinen sowie bei den Mitarbeitern der örtlichen Verkehrsbetriebe noch die berühmte „große Ruhe vor dem Sturm“; v. l. n. r.: Gtw. 164 (ex Freiburg), Gtw. 156 (ex Stuttgart), Lindner-Tw. 31, „Gotha“-Tw. 30II (mit Bw.61) sowie LOWA-Tw. 36; nicht im Bild, aber offensichtlich hinter dem „Gotha“ oder „LOWA“ versteckt: Reko-Tw. 29II, der gleichsam an diesem Tag noch im historischen Fahrbetrieb zum Einsatz kommen sollte. Hier pendelten die historischen Bahnen dann den ganzen Sonnabend über etwa im 30-Minuten-Takt zwischen dem Depot und dem Ausstellungsort der „Kleinen Bahn ganz groß“ im Freizeit- und Sportzentrum (FSZ) am südlichen Stadtrand der Vorharzstadt mit anschließenden Wendefahrten über die Gleisschleife Klus. Unser aktuelles Titelfoto mit dieser wunderschönen Fahrzeugparade haben wir dabei den Internetseiten www.tram-bilder.de entnommen; dafür vielen herzlichen Dank.
Erst um 10:13 Uhr rückte schließlich„ Gotha“-Tw. 30II mit Bw.61 als erster historischer Planzug aus, der zunächst ausschließlich mit Halberstädter Fahr- und Schaffnerpersonal gefahren wurde. Nahezu zeitgleich hatten sich auch bereits die Türen der „Kleinen Bahn ganz groß“ mit ca. 50 Austellergruppen mit ca. 250 Einzelteilnehmern, Begleitern und Betreuern aus Deutschland und Europa für die zahlreichen Besucher im Freizeit- und Sportzentrum (FSZ) geöffnet, wobei es bereits am Freitag für die anreisenden Aussteller ein Rahmenprogramm, u. a. auch mit einer Stadt- und Domführung, gegeben hatte, die dabei von unseren Vereinsmitgliedern begleitet wurde. Dabei lag auch die gesamte Ausstellungslogistik überwiegend in den Händen unseres Vereins, wobei wir durch den Freundeskreis Straßenbahn Halberstadt e. V. sowie auch von den Mitgliedern zahlreicher anderer Partnervereine tatkräftig unterstützt wurden. Anders wäre dies auch rein ehrenamtlich gar nicht zu bewerkstelligen gewesen.
Auf der zweiten Tour mit dem Gothaer Zug stieg dann auch unser Magdeburger Vereinspersonal zur Unterstützung im Schaffner- und Fahrgastbegleitdienst mit auf, wobei wir am Sonnabend bei teilweise schon recht hochsommerlichen Temperaturen mit unserem Magdeburger Team insgesamt vier planmäßige Touren zu absolvieren hatten, darunter am Nachmittag auch jeweils eine Runde mit dem Reko-Triebwagen 29II sowie mit dem ex Stuttgarter Gelenkwagen 156. Dabei war das Fahrgastaufkommen teilweise so hoch, so dass kurzfristig auch noch einige zusätzliche Kurse außerhalb des Fahrplans eingelegt werden mussten. Dies war dabei für den kleinen Straßenbahnbetrieb im nördlichen Harzvorland eine bisher nie gekannte Herausforderung, die auch ungeachtet so mancher Unregelmäßigkeiten von allen Beteiligten weitestgehend störungsfrei und auch ohne jegliche nennenswerte Zwischenfälle gemeistert wurde. Gleiches galt dabei auch für die anschließende ca. einstündige Sonderfahrt für die angemeldete Ausstellungsteilnehmer und ihre Begleiter, verbunden mit einem Fahrzeugkorso mit insgesamt fünf Zuggarnituren bis in die Innenstadt und anschließend wieder zurück
Auch am abschließenden Sonntag gab es dann noch einmal einen historischen Fahrbetrieb, jedoch nur mit einem Kurs im Stundentakt und auch nur als reiner Zubringerverkehr für unsere Ausstellung im FSZ, wobei wir mit unserem Magdeburger Team am Vormittag nochmals drei Runden im Schaffner- und Fahrgastbegleitdienst übernommen hatten. Die örtlichen Medien hatten dabei bereits im Vorfeld und auch danach sehr ausführlich über dieses einmalige Straßenbahnevent berichtet. Auch in div. anderen Veröffentlichungen fand diese Veranstaltung eine vielfältige Beachtung.
Die Vereine Magdeburger Straßenbahnfreunde e.V. und der Freundeskreis Straßenbahn Halberstadt e.V. sowie die Halberstädter Verkehrs AG möchten sich auf diesem Wege ganz herzlich für die tolle Unterstützung bei allen Beteiligten für die gelungene Veranstaltung bedanken. So konnten wir 1336 Besucher bei der “Kleinen Bahn ganz groß“ im FSZ und bei den Rundfahrten mit den historischen Wagen, zusätzlich mehrere Hundert Fahrgäste, die ausschließlich mit den historischen Bahnen ihre Runden drehten und ca. 700 Besucher auf dem Hoffest der HVG begrüßen. Die nächste „Kleine Bahn ganz groß“ findet 2024 in Plauen statt. (CR/JP).
Erinnerungen an die Brückenschänke
In unserer aktuellen Reihe zur Geschichte des Strombrückenzuges werfen wir heute einmal einen Rückblick in die Zeit der Pferdebahn, wobei Bertold Kulas dieses historische Foto aus der Zeit zwischen 1884 und 1899 mit einem Bildbearbeitungsprogramm nachträglich in Farbe gesetzt hatte; (Quelle: Stadtgeschichtliche Seiten im Facebook). Während die beiden trutzigen Türme der Elbbefestigung den Bombenangriff vom 16. Januar 1945 weitgehend unbeschadet überstanden hatten, wie aus zeitgenössischen Fotos aus der unmittelbaren Nachkriegszeit hervorgeht, wurden diese jedoch bereits ca. 1946 offensichtlich mit dem Bau der neuen Behelfsbrücke (siehe auch Info 02/2023) aus Gründen der erforderlichen Baufreiheit abgetragen.
Das kleine sehr markankte Gebäude mit dem säulenartigen Arkadengang zur Straße hin existierte dagegen noch bis etwa 1962/63 als sog. „Brückenschänke“, wobei es neben einem Bierausschank auch einen kleinen Biergarten gab, der sich unterhalb der Arkadenreihe bis auf den angrenzenden Bürgersteig hinaus erstreckte. Hier befand sich auch die damalige Straßenbahnhaltestelle „Brücktor“, wobei ich diese Gaststätte als heranwachsender Fahrgast im Alter von ca. 8 Jahren (bis ca. 1961/62) persönlich beim Vorbeifahren auch noch sehr gut in Erinnerung habe. Wann genau diese Lokalität geschlossen und anschließend abgerissen wurde, entzieht sich dabei allerdings leider meiner Kenntnis und ist sicherlich auch nicht mehr genau verifizierbar.
Für unser geplantes Strombrückenmodell im Zustand von ca. 1963/64 ist dieses Gebäude auf jeden Fall ein kleiner „Farbtupfer“ in der ansonsten recht tristen Nachkriegslandschaft, wobei auch das Umfeld sehr viele interessante Gestaltungsmöglichkeiten für den kreativen Modellbauer bietet. Die etwaigen Gebäudemaße lassen sich dabei an Hand der Traufhöhen und Fenstergrößen relativ problemlos ermitteln und auch in den Modellmaßstab von 1:87 umrechnen. Wie aus anderen zeitgenössischen Fotos hervorgeht, befand sich auf der nördlichen Rückseite ein etwa 4 m breiten Wirtschaftshof mit einer Zufahrt vom heutigen Schleinufer aus, der zum Petriförder hin durch eine etwa 3 m hohe Ziegelmauer begrenzt wurde. Die östliche Giebelseite zur Elbe hin war dabei gegenüber der sichtbaren westlichen Giebelseite weitgehend spiegelgleich, wobei bezüglich der Fensteranordnung die Achse der Arkadenreihe beachtet werden sollte. An der Ufermauer in Höhe vom bekannten Pegelhaus befand sich damals ein etwa 1,5 bis 2 m breiter Durchgang für Fußgänger. Eventuelle seitliche Wirtschaftsanbauten sind auf den vorliegenden Fotos nicht erkennbar. Die Seitenwände sollten dabei in einem schlichten steingrau gehalten werden, während für die Dacheindeckung eine dunkelrote bis dunkelbraune Ziegelmalfarbe verwendet werden sollte. Den früheren Bahnübergang der Eisenbahn gab es nach 1945 allerdings nicht mehr. (CR)
Hauptwerkstatt Herrenkrugstraße / Neues von den MVB
Lt. „Traminfo“ (letzter Stand vom 10.07.2023) wurden nachstehende Wagen aktuell als „abgestellt“ gemeldet: Tw. 1291 (KT4D n. Unfall), Tw. 1337, 1338, 1341 (NGT8D in HU), 1342, 1343, 1348, 1350, 1353 (NGT8D o. Angabe) sowie Atw. 756 (T4D-Schleppwagen n. Unfall). Tw. 1336 (NGT8D) ist nach erfolgter HU inzwischen wieder im Einsatz. Interessanterweise behielten einige NGT8 im Rahmen ihrer HU ihren klassischen roten Zierstreifen oberhalb der Drehgestellblenden bei und erhielten dabei teilweise zwischenzeitlich eine Teil- bzw. Vollwerbung; u. a. Tw. 1332, 1334 und 1336.
Alle hochflurigen Tatrawagen, mit Ausnahme der B6A2-mod.für den sog. „Gigaliner“-Einsatz, kommen seit Beginn der Sommerferien (Ferienfahrplan), wie bereits in den Vorjahren praktiziert, vorübergehend nicht zum Einsatz. Dies ist nicht zuletzt auch der vorübergehenden Baustellensituation im Zusammenhang mit der Sperrung der Westringbrücke sowie der Gleisschleife Sudenburg wegen planmäßigen Gleisinstandsetzungsmaßnahmen geschuldet. Mit Beginn der Sommerferien ab dem 06.07. bis zum 16.08.2023 wird zugleich das letzte große zusammenhängende Gleisstück mit sog. Großverbundplatten (GVP) im planmäßigen Liniennetz im Bereich der Wendeschleife Sudenburg saniert; (Näheres dazu in unserer nächsten Ausgabe). Die längerfristige Sperrung der Halleschen Straße wurde während der Sommerferien stattdessen vorübergehend aufgehoben.