Infoblatt 06/2023
Vom Petriförder bis nach Pirna
„Vom Kannenstieg bis nach Koblenz“, „von Buckau bis zum Bodensee“ oder „von der Leipziger Chaussee bis nach Lüneburg“, mit solchen und ähnlichen Sprüchen wirbt z. Zt. unser örtlicher Verkehrsbetrieb für das neue 49-Euro-Deutschlandticket, welches seit dem Start zum 1. Mai überall erhältlich ist und sich bereits zu einem echten „Kassenschlager“ entwickelt hat. Dabei sind inzwischen auch hunderte MVB-Abo-Kunden auf das neue Angebot umgestiegen, meine Frau und ich übrigens auch. Wenn auch die aktuellen DIN-A4-Ausdrucke gegenüber den bisherigen Kärtchen mit den monatlichen Klebemarken etwas unhandlich sind, so sollen zum Jahresende zumindest auch bequeme Chipkarten kommen, die es bspw. in Halle bereits gibt. Dies ist auf jeden Fall eine Alternative für alle, die für digitale Angebote via WhatsApp oder Smartphone nicht unbedingt zu begeistern sind. Der Anfang ist auf jeden Fall schon einmal gemacht, womit auch unbequeme Tarifgrenzen zwischen unterschiedlichen Verkehrsverbünden und Landesgrenzen deutschlandweit künftig der Vergangenheit angehören. Da sagen wir auch gerne schon einmal „Dankeschön“ und „Bitte weiter sagen“.
Wie wäre es z. Bsp. einmal mit der Variante „vom Petriförder bis nach Pirna“, zumal ja gerade in diesen Tage eine Gruppe unserer Vereinsfreunde auf Einladung der Fa. Tillig Sebnitz mit Teilen unserer Vereinsanlage im sächsischen Pirna zu Gast ist? Allerdings wird sich wohl kaum einer eine solche Reise auf der 293 km langen Elbstrecke stromauf mit einem Raddampfer antun, zumal es ja heute auch wesentlich zeitgünstigere und auch preiswertere Reiseangebote gibt. Ferner scheitert das Ganze schon allein an der Tatsache, dass es am Petriförder zwar einen Schiffsanleger gibt, der sogar unseren MVB als Betreiber(in) der einheimischen „Weißen Flotte“ gehört, jedoch (noch) immer keine Straßenbahn- oder Bushaltestelle mit dem MVB-Logo. Hier muss man also folglich schon einige hundert Meter zu Fuß bis zur Haltestelle Sankt Petri in der Jakobstraße oder bis zur Haltestelle Am Katharinenturm am Breiten Weg zurück legen.
Von „Sankt Petri bis nach Sebnitz“ oder „vom Katharinenturm bis nach Kurort Rathen“ wäre dagegen durchaus eine denkbare Variante, was auch schon zuvor mit dem sog. „Sachsen-Anhalt-Ticket“ im Prinzip so funktionierte.
Aber immerhin nahm der historische Seitenraddampfer „Dresden“ in seinem beachtlichen Lebensalter von inzwischen 97 stolzen Dienstjahren über die Osterfeiertage schon einmal eine nicht alltägliche Elbefahrt vom sächsischen (Dresden-) Laubegast bis ins norddeutsche Lauenburg über eine Distanz von mehr als 500 Stromkilometern in Angriff, wenn auch (noch) nicht für einen Fahrpreis von 49 Euro, zumal ja dieses neue Angebot im April auch noch gar keine Gültigkeit besaß. Ungeachtet dessen stiegen jedoch am Ostersonnabend schon einmal ca. 300 angemeldete Fahrgäste mit gültigem Ticket an unserem einheimischen Anleger am Petriförder hinzu, um sich eine Fahrt der ganz besonderen Art bis ins ca. 65 km entfernte Tangermünde nicht entgehen zu lassen. So viele Zusteiger auf einmal hatte unser traditionsreicher Anleger am Elbkilometer 327 wohl schon seit ewigen Zeiten nicht mehr erlebt (!) Auch wenn die öffentliche Resonanz in unseren örtlichen Medien eher „bescheiden“ ausfiel, um es einmal etwas moderat auszudrücken, so war dieses Ereignis ohne Frage eine überaus nachhaltige Werbefahrt für unser städte- und länderübergreifendendes „Blaue Band der Elbe“, wo sich unsere Landeshauptstadt Magdeburg durchaus auch noch ein wenig mehr mit vermarkten darf. Dies geht dabei ohne Frage auch mit etwas kleineren Schritten, wenn man es denn auch tatsächlich will.
Jürgen Puchert nahm die 97 Jahre alte „Dame ganz in weiß“ während ihrer Rücktour am 14. April am Petriförder in den letzten Strahlen der untergehenden Abendsonne auf. Kleiner und Großer Werder sowie die im Bau befindliche neue Pylonbrücke (hier durch die beiden Hochhäuser an der Zollstraße leider etwas verdeckt), wo demnächst auch wieder unsere Straßenbahnen fahren werden, lassen an dieser Stelle herzlich grüßen. Vielen Dank für dieses schöne Foto.
All unseren Lesern auf diesem Wege schon einmal recht erlebnisreiche Urlaubstage, vielleicht auch einmal ganz ohne Auto (!) Dabei gibt es auch in verschiedenen deutschen Regionen durchaus auch Schiffsverbindungen, die als ausgewiesene ÖPNV-Linien auch mit dem neuen 49-Euro-Deutschlandticket genutzt werden dürfen. Es lohnt sich also auf jeden Fall. -Christoph-
Eine „4“ auf Abwegen
Zugegeben, unser Titelfoto in Ausgabe 04/2023 mit dem kriegszerstörten Johannisberg war sicherlich nicht unbedingt eine Einladung, um auch unsere jüngeren Mitstreiter für den Bau einer Modellbahnanlage mit Motiven der unmittelbaren Nachkriegszeit zu begeistern. Dennoch hatten wir jedoch als Nachkriegskinder diese Zeit damals als heranwachsende Schüler sehr intensiv und voller Leidenschaft erlebt da wir ja auch von Kindesbeinen an nie etwas anderes kennengelernt hatten. Das „alte Magdeburg“, von dem unsere Eltern und Großeltern noch immer voller Wehmut erzählten, das war für uns „irgendwo da draußen“. Wir lebten stattdessen im „Jetzt“, wobei es für uns auch ständig etwas Neues und auch ungeachtet aller Nachkriegstristesse so manchen bunten Farbtupfer zu entdecken gab. Dabei vermittelten uns auch die vorbeifahrenden Straßenbahnen immer einen unverwechselbaren Hauch von einer sehr lebendigen Stadt.
Da wir mit unseren neuen Anlagenteilen nicht nur Ruinenlandschaften, sondern auch städtischen Neuaufbau zeigen wollen, ergeben sich somit für uns auch vielfältige Möglichkeiten, um zugleich mit vielen kleinen Mosaiksteinchen einen überaus interessanten Mix von wechselnden Motiven ins rechte Licht zu rücken. Auch unser heutiges Zeitungsbild aus der Sammlung von Helmut Hertel (Quelle: Facebook) vom Sommer 1965 bietet hier mit dem Bau der Trasse über die neue Strombrücke eine Vielzahl von abwechslungsreichen Gestaltungsmöglichkeiten.
An die zweigleisige Baugleisverbindung von der östlichen W.-Pieck-Allee über die Freifläche hinter der Hartstraße (heute als Martin-Luther-Platz bezeichnet und angestammter Austragungsort für die alljährlichen Mittelalter-Weihnachtsmärkte) mit Anschluss an die alte Bestandsstecke über den Johannisberg erinnern sich heute sicherlich nur noch sehr wenige Magdeburger. Dieser Zwischenzustand bestand dabei auch nur ca. zwei Jahre vom Sommer 1963 (Fertigstellung der Gleisspinne „Stadt Prag“) bis zum Herbst 1965 (Eröffnung der neuen Strombrücke), womit dann auch der steile Johannisberg für die Straßenbahn endgültig Geschichte war. Hecht-Tw. 61II und Bw. 252II (Bauart Danzig) waren zu diesem Zeitpunkt bereits im schaffnerlosen Betrieb (OS) als Einrichtungszug unterwegs, wobei man zunächst die Türen auf der nicht mehr benötigen Einstiegsseite dauerhaft verschlossen hatte. Bw. 252II war dabei ein Einzelgänger, während alle anderen Danziger Beiwagen bis zum Schluss dagegen echte Zweirichtungswagen blieben; (siehe auch unser Titelfoto in Info 04/2022). (CR)
Öffentliche Vereinsabende aktuell
Unser nächster öffentlicher Vereinsabend findet am Freitag, dem 09.06.2023 wieder um 17:30 Uhr bei Leo´s Schlemmerimbiss am Breiten Weg (Katharinenturm) statt; bei schönem Wetter, auch wieder draußen auf der Außenterrasse. Ungeachtet der aktuellen Veranstaltungen in Halberstadt und in Pirna, wo es hier leider im Moment zu einigen zeitlichen Überscheidungen kommt, wollen wir dennoch an diesem Termin festhalten, da ja auch die allgemeine Urlaubszeit bereits unmittelbar bevor steht. Nach der diesjährigen AHN-Tagung in Halle und Naumburg, nach unserer erfolgreichen Teilnahme am Familienfest der Eisenbahnfreunde im Wissenschaftshafen im Monat Mai sowie nach unserem Event-Wochenende am ersten Juniwochenende in Halberstadt gibt es aktuell auch wieder allerhand Neues zu berichten, wobei natürlich auch Gäste jederzeit herzlich willkommen sind. Die weiteren Termine sind bitte unserer Terminvorschau zu entnehmen. (CR)