Infoblatt 04/2023

Die Johanniskirche am 17. Januar 1955

Johannisberg: Analog oder digital?

Bereits in unserer letzten Ausgabe hatten wir ausführlich über unsere aktuellen Anlagenplanungen mit der alten Strombrücke und dem Johannisberg berichtet, wobei wir dabei den Zustand Anfang/Mitte der 1960er Jahre unmittelbar vor der Eröffnung der neuen Strombrücke im Fokus haben, verbunden mit der damaligen Baugleisverbindung von der W.-Pieck-Allee zum Johannisberg in Höhe der Hartstraße

Am 17. Januar 1955, als der bekannte Magdeburger Pressefotograf Walter Biscan hier einen talwärts fahrenden Hechttriebwagen mit einem sog. „Glasbeiwagen“ (Reihe 278 bis 302) in Höhe der kriegszerstörten Johanniskirche aufnahm (Quelle: Bundesarchiv Bild-Nr. 183-28408-0001), war an einen Strombrückenneubau freilich noch nicht zu denken. Zunächst führte hier der Weg noch über die erst knapp neun Jahre zuvor eröffnete Behelfsbrücke über die Stromelbe, die wir bereits in unserer letzten Ausgabe ausführlich in Wort und Bild vorgestellt hatten. Ferner ging es zum Zeitpunkt dieser Aufnahme mit der Straßenbahn auch noch in beiden Richtungen über den Alten Markt, wobei auch noch die Blockumfahrung rund um das alte Rathaus voll in Betrieb war. Während Martin Luther damals noch auf seinem alten angestammten Platz unmittelbar vor dem Kirchenportal der Johanniskirche stand, hatte man bereits mit der Sicherung und Notreparatur der Turmfront begonnen und auch die am 16. Januar 1945 zerstörte Turmhaube samt Spitze auf dem Nordturm inzwischen weitgehend wiederhergestellt.

Bei seinem Foto war Walter Biscan offensichtlich auf ein Baugerüst oder auf das Dach der damals noch im Bau befindlichen „Stalin“-Bauten an der Ecke W.-Pieck-Allee / Hartstraße gestiegen, wobei aus dieser Vogelperspektive der Johannisberg hier wesentlich flacher wirkt, als er in Wirklichkeit war und auch heute noch ist, wobei die maximale Steigung damals im Mittel um die 10 Prozent betrug. Diese „optische Täuschung“ können wir uns natürlich auch als Modellstraßenbahner zu Nutze machen, da auch der Anlagenbetrachter die Modellbahnanlage in der Regel immer von oben – und nicht unbedingt aus der sog. „Froschperspektive“ – sieht und somit auch einen völlig anderen Eindruck dabei empfindet.

Der Johannisberg bedeutete damals für jeden Straßenbahnfahrer ein Fahren im sog. Steilstreckenbetrieb, wobei beim Anfahren und Bremsen von ihm auch ein absolutes Fingerspitzengefühl abverlangt wurde. Die Frage, ob „analog“ oder „digital“ stand damals natürlich überhaupt noch nicht zur Debatte, da man je nach Betriebssituation entweder in „Serie“ oder „parallel“ fuhr, wobei die Fahrmotoren dabei mit mehreren Fahrstufen entweder in Reihe oder parallel geschaltet wurden – Stichwort „Ohm´sches Gesetz“. So mancher von uns erinnert sich hier sicherlich noch an die Schülerversuche im Physikunterricht, wo man dabei Glühlämpchen entweder in Reihe oder parallel schalten musste, um dann anschließend mittels Volt- und Amperemeter die jeweilige Spannung und Stromstärke in den jeweiligen Teilstromkreisen zu messen.

Jahrzehntelang war auf dem Johannisberg betrieblicherseits deshalb auch nur ein Befahren mit maximal einem Beiwagen erlaubt, was dabei allerdings auch den Einsatz von vierachsigen Beiwagen nicht ausschloss, die man hier vor allem bei Zusatzkursen zu Pferderennveranstaltungen im Herrenkrug auch recht häufig beobachten konnte. Ferner musste hier auch noch im sog. OS-Betrieb („ohne Schaffner“ / ab 1964) immer ein sog. Bremsschaffner mitfahren, der bei Bedarf mittels Handbremsrad in den Betriebsablauf einzugreifen hatte.

Liebe Modellstraßenbahner, in diesem Steilstreckenbereich also bitte unter keinen Umständen rasen oder gar auf die Idee kommen, um hier vielleicht mit einem Tatra-Großzug oder mit einer NGT-Garnitur den Berg ´runter in Richtung der Strombrücke zu fahren (!) Es könnte nämlich sein, dass da „rein zufällig“ unten am Brücktor ein Oberfahrmeister mit einer Goldkordel an der Mütze steht und nur darauf wartet, um uns hier die „rote Karte“ zu zeigen.

Doch zurück zu unserer eingehenden Frage: Im digitalen Modellbahnbetrieb lässt sich hier sicherlich auch der Johannisberg wesentlich sicherer und auch vorbildgerechter befahren, als in unserem bisher praktizierten klassischen Analogbetrieb. Dies ist hier nicht nur meine ganz persönliche Meinung, da dieses Thema inzwischen auch viele unserer Mitglieder bewegt. Darüber nachzudenken, lohnt sich an dieser Stelle auf jeden Fall. (CR)

Jahresmitgliederversammlung MSF e. V. 2023

Unsere diesjährige Jahresmitgliederversammlung am 10. Februar 2023 in der Gaststätte „Stadtfeldklause“ begann wie immer mit dem obligatorischen Tätigkeitsbericht des Vorstandes sowie mit dem anschließenden Kassenbericht und dem Bericht der Kassenprüfer.

Nach den zunächst weiter anhaltenden Pandemiebeschränkungen konnte sich ein regelmäßiges Vereinsleben im Laufe des Jahres 2022 zum Glück wieder schrittweise normalisieren. Neben der planmäßigen Mitgliederversammlung im Monat Februar fanden auch wieder regelmäßige öffentliche Vereinsabende bei „Leo´s Schlemmerimbiss“ statt, wobei auch das Infoblatt wieder sechsmal im Jahr mit wechselnden Themen herausgegeben wurde.

Mit der „Kleinen Bahn ganz groß“ im Hannoverschen Straßenbahnmuseum Sehnde-Wehmingen, mit einer Ausstellungsteilnahme im dänischen Straßenbahnmuseum Skjoldenæsholm sowie mit der traditionellen Magdeburger Modellbahnausstellung, im letzten Jahr in der Tanzschule Diefert in Magdeburg-Nord, gab es nach den coronabedingten Ausfällen im Berichtszeitraum erstmals auch wieder eine spürbare Wiederbelebung der früheren Ausstellungsaktivitäten. Dies betraf ferner auch die traditionellen Familienfeste der Magdeburger Eisenbahnfreunde im Wissenschaftshafen. Der Verein konnte zum Jahresende 2022 insgesamt 23 eingetragene Mitglieder vermelden, womit die Zahl im Berichtszeitraum gegenüber dem Vorjahr konstant geblieben war.

Im Modellbahnbereich sind wieder etliche neue Kleinserienmodelle, vornehmlich für uns nahe stehende Straßenbahnfreunde und Interessenten entstanden, wobei unseren aktiven Mitstreitern an dieser Stelle dafür ein großer Dank gebührt.

Nachzutragen bleiben an dieser Stelle auch die erfolgreiche Teilnahme unseres Vereins an der letztjährigen AHN-Tagung in Österreich sowie die sehr gelungene Jahresabschlussveranstaltung in der „Stadtfeldklause“ am dritten Adventswochenende, verbunden mit einer „Nikolausfahrt“ mit einem Sondertriebwagen auf ausgewählten Strecken der MVB.

Bei geringfügigen finanziellen Überschüssen wurde der Haushalt auch aus der Sicht der Kassenprüfer als ausgeglichen und stabil betrachtet, so dass die Empfehlung gegeben wurde, die bestehenden Beitragssätze auch für das Kalenderjahr 2024 so beizubehalten und dem Vorstand für den zurückliegenden Berichtszeitraum Entlastung zu erteilen. Die Entlastung des Vorstandes erfolgte nach der anschließenden Diskussion durch die Mitgliederversammlung dabei einstimmig.

Ein besonderer Schwerpunkt bildet in diesem Jahr die 19. Auflage unserer „Kleine Bahn ganz groß“ in Halberstadt, verbunden mit dem 120-jährigen Jubiläum der dortigen elektrischen Straßenbahn, wobei dafür aktuell bereits umfangreichen Vorbereitungen laufen. So soll es neben der traditionellen Modellstraßenbahnausstellung im dortigen Freizeit- und Sportzentrum (FSZ) auch einen „Tag der offenen Tür“ im Straßenbahndepot Gröperstraße sowie einen historischen Fahrtag auf dem Streckennetz der dortigen Straßenbahn geben.

Ferner sind in diesem Jahr auch wieder zwei Familienfeste der Magdeburger Eisenbahnfreunde im Wissenschaftshafen, eine Magdeburger Modellbahnausstellung sowie div. Modellbahntauschmärkte geplant; (siehe auch Terminübersicht).  

In seinem Schlusswort dankte der wiedergewählte Erste Vorsitzende Herr Michael Menz allen Mitgliedern für das entgegengebrachte Vertrauen sowie nochmals für die bisher geleistete Arbeit und wünschte auf diesem Wege weiterhin ein frohes Schaffen. (CR)

Öffentliche Vereinsabende: Wir starten wieder durch

Nach den grauen Wintertagen und unserer Jahresmitgliederversammlung im Februar 2023 finden ab Freitag, dem 14.04.2023 (erster Freitag nach Ostern) auch wieder unsere regelmäßigen öffentlichen Vereinsabende bei Leo´s Schlemmerimbiss am Breiten Weg (Katharinenturm) statt; bei schönem und vielleicht auch schon frühlingshaftem Wetter, auch wieder draußen auf der Außenterrasse. Die weiteren Termine sind bitte unserer Terminvorschau zu entnehmen.

Dabei soll im Monat April unsere geplante „Kleine Bahn ganz groß“ am 02./04.06.2023 in Halberstadt im besonderen Fokus stehen, wobei wir an Hand von historischen Fotos auch noch einmal 120 Jahre „Elektrische“ in unserer nördlichen Vorharzstadt Revue passieren lassen wollen. Wir freuen uns schon jetzt auf eine rege Teilnahme, wobei natürlich auch Gäste jederzeit herzlich willkommen sind. (CR)

Hauptwerkstatt Herrenkrugstraße / Fahrzeuge der MVB

Lt. „Traminfo“ (letzter Stand vom 18.03.2023) wurden nachstehende Wagen aktuell als „abgestellt gemeldet: Tw. 1334 bis 1338 sowie 1341 bis 1343 (alle NGT8D) sowie ferner Atw. 756 (T4D); die Tw. 1334 bis 1336 dabei mit dem zusätzlichen Vermerk „abgestellt zur HU“. Tw. 1330 (NGT8D) ist nach erfolgter HU inzwischen wieder im Einsatz. Bei den T6A2/B6A2 ist aktuell nur noch die Garnitur 1280+1281+2144 vornehmlich als Großzug auf der Linie 2 im Einsatz, wobei diese Garnitur auch zuletzt weiterhin im Liniendienst beobachtet werden konnte. Die Garnitur 1282+1283+2147 wurde inzwischen mit „abgestellt als Ersatzteilspender“ gemeldet. Die ex Berliner KT4D sind aktuell unter der Woche nach wie vor vornehmlich als Solotriebwagen auf unterschiedlichen Linien unterwegs.


Das Infoblatt erscheint im Auftrag des Vorstandes der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V.

Textbeiträge / Druck und Gestaltung: C. Rudhard (CR), M. Menz (MM).

Unser nächstes Infoblatt erscheint vsl. im Monat Juni 2023.