Von Michael Götze
„Geht nicht!“
Was macht man wenn etwas kaputt ist – man repariert es. Und wenn der Aufwand so groß ist, dass man der Lage nicht mehr Herr wird? Man denkt über einen Neubau nach.
„Einmal neu bitte!“
Es wurde also diskutiert in welcher Form unser erstes Großdepot wieder aufgebaut werden sollte.
Die Vorgaben lauteten maximal 1,8 mal 1,2 Meter groß um auf einen Standardrahmen zu passen.
Die Vorortbahn nach Schönebeck soll anschließbar sein, außerdem wollten wir die Tatra- und NGT-Tauglichkeit. Ferner wollten wir die Gebäude nicht neu bauen und die beiden Seitenteile mit der Gärtnerei und den Wohnhäusern noch behalten.
„Wie machen?“
Da wir im Archiv mehrere Originalpläne hatten, wurden die um den Faktor 87 verkleinert und festgestellt. Die in den siebziger Jahren gebaute Freiabstellfläche war zu groß um sie mit aufzubauen.
Kurzum der Zustand des Jahres 1969 war ideal – die 14 fuhr noch und die ersten T4D waren auch schon da.
Dass was viele Besucher nie merkten, uns aber immer störte war die falsche Ausrichtung des Hofes und die vorbildwidrige Lage der Weichen. Das wurde gleich mit korrigiert.
„Auf geht’s!“
Auf dem großen Modulrahmen wurden in bewährter Manier wieder Tillig-Standardgleise verbaut. Die Weichen und Kreuzungen sind durch auf Messingblechstreifen aufgelötete Schienenprofile entstanden. Um Entgleisungen am Herzstück vorzubeugen, wurden die Radlenker aus schlanken Messingprofilen entstanden, die zudem recht unauffällig sind. Es wurde konsequent auf einen Mindestradius von 225mm geachtet, um allen Fahrzeugtypen die Einfahrt zu ermöglichen.
Da es damals immer wieder Probleme mit den isolierten Quertragwerken auf dem Hof gab, wurden diesmal nicht der Fahrdraht, sondern die Schienen der Abstellgleise getrennt. Die Haltestellen der Strecke sind wie gewohnt geschaltet. Die Aufhängungen wurden auch etwas modifiziert. Dadurch läuft alles ein wenig stabiler.
Um nicht immer dieselbe Straßendecke zu haben, wurde auf dem Hof eine Deko-Straßenpappe in Natursteinpflasterung verwendet, die farblich nachbehandelt wurde.
In Kombination mit dem Unkrautbewuchs, den es dort so ähnlich wirklich gab, wirkt alles sehr realitätsnah.
Die Wagenhalle wurde etwas dunkler eingefärbt und dazu künstlich gealtert, um eine knapp 50 Jahre alte Fassade aus der DDR-Zeit authentisch darzustellen.
Das Umspannwerk kam endlich an den richtigen Platz und die Aufsichtsbaracke passte plötzlich auch ganz genau an die Grundstücksecke.
Ergänzt haben wir noch das Haltestellenhäuschen in Richtung Schönebeck und die Kantinenbaracke. Die stand zwar eigentlich erst ein paar Jahre später dort wurde aber immer vermisst und passt auch sehr gut da hin.
Bei der Auffrischung der Herrenkrugschleife waren plötzlich etliche Obstbäume überzählig. Diese wurden spontan links neben die südoster Aufsicht gepflanzt. So entstand eine schöne Plantage und wurde eine Ergänzung der Gärtnerei. Auch die Rindviecher sind umgezogen. Jetzt weiden sie rechts hinter dem Depot, neben dem Waschgleis 14, auf dem noch eine einfache Waschanlage entstehen soll. Mit dem Kohlen- und Lagerplatz hinter der Mauer rechts der Einfahrt, ist das Ensemble komplett. Es wurde auch schon wohlwollend von einigen altgedienten „Südostern“ abgenommen.
„Der Betriebsablauf.“
Frei nach Hannibal Smith „Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert“, wurde diese Betriebsanlage nach einem knappen halben Jahr Bauzeit zu einer Ausstellung im ArtDepot 2012 eingeweiht.
Jeder zweite Zug (also die Linie 12) kann jetzt in Westerhüsen enden, indem sie von der Ankunftshaltestelle vorwärts auf den Hof fährt und rückwärts in Richtung Schönebeck zurückdrückt.
Die Vorortlinie 14 zuckelt währenddessen nach Schönebeck los und blockiert damit die stadteinwärts fahrenden Züge aus Frohse. Nun noch schnell vorziehen zur Abfahrtshaltestelle der Linie 12 und alles läuft wie am Schnürchen!
Über die Gleiswechsel in Gleis 5 und 6 sowie vor dem Depot, können alle Züge auch andersherum in die Halle einrücken oder durch den umgebauten Solozweirichter auch direkt gedreht werden.
Kleine Bemerkung am Rande: Bei unseren Recherchen fiel uns auf, dass die später eingebaute Waschanlage in der Halle nach der alten Zählung auf Gleis 9 ¾ lag…. Wer hat jetzt noch Fragen?