Infoblatt 04/2025

Vor 100 Jahren: Mit der Straßenbahn in die Moderne

Kann man die Assoziation der Deutschen Theaterausstellung von 1927 und das damalige 50-jährige Jubiläum der Magdeburger Straßenbahn schöner in Szene setzen, als auf diesem historischen Jubiläumsplakat aus den „Goldenen 20er Jahren“ des letzten Jahrhunderts? Wolfgang Heutling hatte dieses bekannte Plakat kürzlich wieder einmal auf den stadtgeschichtlichen Seiten im Facebook geteilt. Dafür ein herzliches Dankeschön.

Der Magdeburger Dom und der bekannte Ausstellungsturm auf der Rotehorninsel schlagen hier gewissermaßen eine zeitliche Brücke vom alten Magdeburg hin zu einem Magdeburg der Moderne, wobei unsere Straßenbahn diesen umfassenden Prozess von einem kulturellen und gesellschaftlichen Wandel als Ausdruck von Bewegung und Mobilität aktiv begleitet. Die stilisierte Säule, in die der Zeichner die Jahreszahlen 1877 und 1927 hier zusätzlich integrierte hatte, ist dabei nichts anderes, als einer der beiden Sockel für die ca. 15 Meter hohen Leuchtsäulen, die Prof. Albinmüller in der Platzmitte zwischen seinem später nach ihm benannten Turm und seinem Pferdetor als Gestaltungselemente des neuen Ausstellungsgeländes überaus prägend in Szene gesetzt hatte. Bleibt zu hoffen, dass auch diese beiden Säulen mit dem Abschluss der umfangreichen Sanierungsmaßnahmen von Stadthalle und Pferdetor im Jahr 2027 in alter Schönheit wiederhergestellt werden. Auch die beiden Theatermasken, damals das offizielle Logo der Deutschen Theaterausstellung finden sich an dieser Stelle wieder, nur mit dem Unterschied, dass der Zeichner diese nicht unmittelbar nebeneinander, sondern stattdessen versetzt in den beiden unteren Ecken angeordnet und dabei zusätzlich mit einem Hufeisen und einem elektrischen Blitz dekoriert hatte, ging es doch bei der Straßenbahn zunächst mit Pferdekraft und ab 1899 dann elektrisch zur Sache.

Die eigentlichen Akteure der Szene sind dabei eine Pferdebahn von 1877 sowie einer der ersten 30 Magdeburger Standardtriebwagen aus der Düsseldorfer und Dessauer Lieferserie von 1925, womit vor nunmehr 100 Jahren auch unsere Straßenbahn den Aufbruch in die Moderne vollzog, um somit die noch in großer Stückzahl im Einsatz befindlichen offenen zweiachsigen Triebwagen aus der Anfangsserie des elektrischen Betriebes von 1899/1900 schrittweise abzulösen.

Ursprünglich wollte man von Seiten der Stadt im Jahr 2027 zunächst nur die 100-jährige Wiederkehr der Deutschen Theaterausstellung mit einem entsprechenden Event feiern und in diesem Zusammenhang auch das umfassend sanierte und neu gestaltete Stadthallenareal wieder eröffnen, wobei man jedoch inzwischen längst erkannt hat, dass man den Bogen hier weitaus umfassender spannen muss.

So will man jetzt stattdessen vsl. von Mitte Mai bis Mitte Oktober 2027 ein sog. „Festival der Moderne“ feiern, wobei dort alle Aspekte der damaligen Zeit, wie z. Bsp. das sog. „Neue Bauen“ unter Bruno Taut und Johannis Göderitz, aber auch alle anderen gravierenden kulturellen Veränderungen im gesellschaftlichen Leben der Stadt Magdeburg mit einfließen sollen, die sich damals binnen von nur wenigen Jahren vollzogen hatten und die wir heute als sog. „Aufbruch in die Moderne“ verstehen. Dazu gehörte neben dem Schulwesen, dem Gesundheits- und Sozialwesen, dem Sport und vielen anderen Dingen nicht zuletzt auch die gesamte Palette der Wirtschafts- und Infrastruktur, was bis zum heutigen Tage für uns als Magdeburger nachhaltig zu spüren ist. All dies war jedoch letztendlich nur ein „Wimperschlag der Zeit“, da bereits die Weltwirtschaftskrise von 1929 und die Machtergreifung von A. Hitler im Jahr 1933 dieser progressiven Entwicklung schon frühzeitig ein jähes Ende setzten.

Nach einer öffentlichen Auftaktveranstaltung für eine umfassende Bürgerbeteiligung im Magdeburger Gesellschaftshaus im Monat Februar hat der Stadtrat bereits am 13.03.2025 nun auch die entsprechende Veraltungsdrucksache DS 0669/24 unter den Titel „Festival der Moderne“ mit großer Mehrheit beschlossen  – verbunden mit einem Änderungsantrag dahingehend, auch das 150-jährige Jubiläum der Magdeburger Straßenbahn im Oktober 2027 in dieses Festival der Moderne mit einzubinden. Hier sind jetzt neben dem Unternehmen MVB natürlich auch wir als Magdeburger Straßenbahnvereine in dieser Angelegenheit angefragt und sollten diese Herausforderung auch als solche dankbar annehmen. -Christoph-

Der „Hassel“ im Spiegel der „Goldenen 20er Jahre“

Dieses bereits schon vor etwas längerer Zeit auf den Magdeburger Facebook-Seiten „Zeitreisen MD“ geteilte Foto vom Hasselbachplatz (vermutlich aufgenommen während der Deutschen Theaterausstellung von 1927) steht an dieser Stelle symptomatisch für den damaligen Aufbruch in die Moderne, der sich bei der Magdeburger Straßenbahn innerhalb von nur vier Jahren von 1925 bis 1929 vollzog; (siehe auch unser heutiges Titelthema).

Unser allseits bekannter Magdeburger Verkehrsknotenpunkt wurde im Jahr 1927 innerhalb von nur wenigen Wochen seinerzeit von seiner ursprünglichen Gabelung mit dem Hasselbachbrunnen in der Mitte – hin zu einem Kreisverkehr mit einem innenliegenden Straßenbahnkreuz umfassend umgebaut und erst wenige Tage unmittelbar vor der Eröffnung der „Jahrhundertausstellung“ wieder für den öffentlichen Verkehr freigegeben, wobei rechts bereits einer der ersten 1927 in Dessau entstandenen Umbautriebwagen der Reihe 1II bis 23II zu erkennen ist, hier zunächst noch mit einem Stangenstromabnehmer und einer Kontaktrolle, wobei der Umbau auf Scherenstromabnehmer bereits ein Jahr später 1928 erfolgte. Auch für die noch im Einsatz befindlichen Beiwagen aus der Pferdebahnzeit war es wohl endgültig der letzte Sommer, da ihre Ära spätestens ein Jahr später mit der Übernahme der ersten 40 Dessauer Umbaubeiwagen der Nummernreihe 307II bis 346III endgültig zu Ende gehen sollte. Neben dem völlig neu gestalteten Hasselbachplatz entstanden zu dieser Zeit auch zahlreiche neue Strecken, nicht zuletzt auch zur Anbindung neuer Wohngebiete im Zeichen des sog. „Neuen Bauens“. (CR)

Jahreshauptversammlung 2025

Auch wenn keine Neuwahl des Vorstandes und auch keine außergewöhnlich zwingenden Beschlüsse anstehen, so muss die Mitgliederversammlung (MV) als höchstes satzungsgemäßes Organ unseres Vereins zumindest einmal im Jahr zusammentreten, so auch zuletzt am 14.02.2025, um den Tätigkeitsbericht des Vorstandes, den Kassenbericht sowie den Bericht der Kassenprüfer entgegen zu nehmen und um auf dieser Grundlage dem Vorstand für das zurückliegende Geschäftsjahr Entlastung zu erteilen. Ferner müssen auf dieser Grundlage auch die Beitragssätze für das nächste Kalenderjahr beschlossen sowie auch die Kassenprüfer für den Zeitraum bis zur nächsten planmäßigen MV berufen werden. Nach einer sehr erfolgreichen Ausstellungsaison (siehe auch Info 02/2025) und einer ausgeglichenen Finanzlage bei weitgehend gleichbleibenden Mitgliederzahlen konnten auch alle diesbezüglichen Beschlüsse einstimmig gefasst werden, wobei auch unsere bisherigen Beitragssätze weiterhin konstant bleiben. Auch neue Mitglieder sind uns jederzeit herzlich willkommen. (CR)

Neues von den MVB

Nach Abschluss der planmäßigen HU (Inspektion) wurde zuletzt – und bereits im Februar 2025 – NGT8D Nr. 1345 aus der zweiten Lieferserie wieder im Einsatz beobachtet und erhielt dabei wieder eine Teilwerbe-Beklebung für die Förderer und Unterstützer des 1. FC Magdeburg. Auch Fahrschul-Tw, 701 vom Typ T6A2MOD erhielt zwischenzeitlich einen Neulack in weiß mit grauen Schürzen. Nach Flexity Nr. 1402 vom Typ NGT10D traf am 27.02.2025 endlich auch Schwesterfahrzeug Nr. 1401 in Magdeburg ein. In der zweiten Märzhälfte gab es diesbezüglich erstmals auch nächtliche Erprobungsfahrten außerhalb vom MVB Betriebshof Nord im öffentlichen Streckennetz; zunächst nur auf dem angrenzenden August-Bebel-Damm, inzwischen aber auch schon auf dem Nordbrückenzug sowie auf div. anderen Streckenabschnitten.

Seit dem 07.04.2025 ist nun auch die Hallesche Straße für die Straßenbahn wieder durchgängig befahrbar, so dass auch die Straßenbahnlinien 3, 9 und 10 wieder planmäßig in Richtung Leipziger Straße und Sudenburg verkehren. Allerdings war diese frohe Botschaft nur von kurzer Dauer, da die Magdeburger bereits am 15.04.2025 durch die Tagespresse plötzlich und unerwartet damit konfrontiert wurden, dass mit sofortiger Wirkung die Ringbrücke im Bereich vom Damaschkeplatz wegen akuter Einsturzgefahr total gesperrt ist. Die betroffenen Straßenbahnlinien werden dabei weitgehend erneut wieder über die Route Hasselbachplatz-Südring-Westring umgeleitet, wie schon während der mehrjährigen Totalsperrung unter den Bahnhofsbrücken.

Lt. Informationen der Magdeburger „Volksstimme“ wurde das Motorfahrgastschiff MS „Stadt Wolfsburg“ der örtlichen Weißen Flotte, einem Tochterunternehmen der MVB, mit Beginn der neuen Fahrsaison nicht wieder in Dienst gestellt und soll vsl. ausgesondert werden. Als Gründe werden dabei wirtschaftliche Faktoren genannt. Zuletzt konnten in der Sommersaison wegen häufigen Niedrigwasserperioden der Elbe die Schiffe teilweise über längere Zeiträume nur eingeschränkt verkehren. Perspektivisch denkt man deshalb über neue Fahrgastschiffe mit einem geringeren Tiefgang nach. (CR)

Terminvorschau 2025

Unsere aktuell geplanten Termine und Ausstellungen für das Jahr 2025 finden Sie in unserer Terminvorschau.


Das Infoblatt erscheint im Auftrag des Vorstandes der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V.

Textbeiträge / Druck und Gestaltung: C. Rudhard (CR), M. Menz (MM).