Neue Technik, neue Modelle
von Marc Beindorf (Text) und Marcus Heßler (Bilder)
Ein neuer Wind pfeifft durch das Modellbahnland des MSF eV. Die 3D-Technik hat uns mit ihren Möglichkeiten in den Bann gezogen. Zwar wird das ganze zeichnerisch und konstruktiv von Marcus Heßler als Entwickler maßgebend gestaltet, jedoch können Recherchen und Hinweise zu den Modellen viele andere Modellbaukollegen beitragen. Ganz große Vorarbeit hat dabei vor allem Torsten Ehrhardt von den Eisenbahnfreunden geleistet, dem wir schon einige sehr gute Modelle zu verdanken haben, deren Herstellung aber im Laufe der Zeit immer komplizierter wurde. Für das Abgußverfahren einen geeigneten Modellbauer zu finden, war nachher die größere Schwierigkeit, als das Modell selbst zu erstellen.
Die neue Technik, die sich nun durch einen sehr guten Umgang mit einem entsprechenden Konstruktionsprogramm für uns erschließt, ist das 3D-Druckverfahren. Marcus ist mit diesem Programm inzwischen so versiert unterwegs, daß er seine Entwürfe an guten Tagen binnen weniger Stunden fertig hat. Dabei ist es immer wieder erstaunlich, in welcher Qualität die Renderbilder, von denen wir hier einige präsentieren, die Modelle schon darstellen.
Es sei aber verraten, so gut wie sie im Render aussehen, kommen sie leider nie wirklich aus dem Drucker. Da sind viele Hürden, die man aber mit bestimmten Einstelltricks beim Drucken so hinbekommen kann, daß an den Modellen nur ganz wenige Nacharbeiten notwendig sind.
Weiterer Vorteil: Galt beim bisherigen Formenbau zum Abguß lieber mehr Material vorzusehen, was beim Bau eines bestimmten Zustands einfach weggenommen werden kann, so ist das 3D-Druckverfahren dazu in der Lage, bestimmte Details mit nur wenig Änderungsarbeit am Modell mit auszudrucken. So können beispielsweise die typischen OS-Kästen für die Türbeleuchtung, die die meisten Fahrzeuge ab 1964 nachgerüstet bekamen, einfach im Modell eingefügt werden oder für ein früheres Modell wieder entfernt werden, ohne das man sich Gedanken ums Material oder zu verwendendes Werkzeug machen muß. Insofern gilt für unseren 3D-Druck das Motto: Theoretisch sind alle Sonderwünsche möglich, man muß sie nur äußern und vorbringen.
Kleiner Dessauer Umbautriebwagen und -beiwagen (resp. 23 + 352)
Neu in unserer Modellreihe, die wir mit dem Modell 138 + 300 (Hawa-Triebwagen und Glashänger) begonnen haben, sind nun die vorbildgerechten Museumsfahrzeuge 23 + 352 im Idealzustand als historische Fahrzeuge. Idealzustand deshalb, weil sie beim großen Vorbild immer noch die Regenrinnen aus den 60ern besitzen, die aber im Modell erstmal unbewußt weggelassen wurden. Und, natürlich auch hier wieder der quasi „Einrichtungszustand“ mit den von der Bahnaufsicht geforderten Aufsteckleuchten.
Auch hier gilt wieder der Hinweis, wer einen anderen Zustand wünscht, möge uns seine Wünsche bitte näher bringen. Fast alles ist umsetzbar. Angefangen vom Urzustand mit runden Strahlern neben dem Zielschild und ohne Scheinwerfer und Richtungsanzeiger, über den Zustand in der 40ern mit Tomaten, Scheinwerfer und anderen Steckdosen, bis hin zur Ausführung in den 60ern mit 24V-Anlage, doppelte Rückleuchten, 24V-Scheinwerfern, Regenrinnen und OS-Lampenkästen an den Türen.
Bei beiden Modellen handelt es sich quasi um Wiederauflagen unseres letzten Abgußmodells. Wir werden die Modellreihe auch entsprechend weiter ergänzen. Wer also einen Mehrwagenzug zu einer späteren Zeit plant, beispielsweise einen Nieskyer mit zwei Glashängern, kann auch jetzt schon die Glashänger im gewünschten Zustand bestellen und wenn wir mit „124&Co.“ dann ebenfalls konstruktionsmäßig durch sind, den Triebwagen dazu nachbestellen. Vorteil: Die Kosten fallen nicht auf einmal und so horrende aus.
Gotha-Großraumzüge (T4-62 + B4-61 und Ableger)
Eine weitere Ergänzung, über die ich mich besonders freue, sind die Gotha-Großraumzüge. Auch diese bieten wir in verschiedenen Zuständen an. Nachdem das erste Probemodell auf Kundenwunsch gefertigt wurde, waren wir in der Lage erst einmal zwei Zustände festzuklopfen, die wir nunmehr fest anbieten wollen.
- Nullserienzug im Urzustand mit Schaffnersitzplatz im Beiwagen, runden Rückleuchten, schmalen Klappfenstern und alugefaßten Türscheiben
- Serienzug des Baujahres 1963 mit Seitenzielanzeiger im Dach, Schaffnersitzplatz im Beiwagen, Wartburgrückleuchten, größere Klappfenster und gummigefaßte/ getrennte Türscheiben
Noch nicht im Plan ist ein Serienzug von 1964 (resp. Tw 439-444, Bw 569-574) mit werkseitiger OS-Anlage, ohne Schaffnersitzplatz im Beiwagen, sonst wie Baujahr 1963. Das wäre aber möglich diese leichten Änderungen auch noch einzubringen.
Ebenfalls möglich, was am Markt so bisher nicht zu haben war, wäre auch die Herstellung der ersten Berliner Beiwagen (B4-60, Bw 3003-3008), die zunächst mit Reko-Triebwagen einsetzt waren und hinten eine geschlossene Schürze und kein Blinklicht besaßen.
Auch für dieses Modell gilt: Keine Modellwünsche sind uns fremd, auch hier können Sonderwünsche beim Ausdruck des Modells berücksichtigt werden.
Mein Fazit zum 3D-Druckverfahren: Wird Zeit, daß irgendwer mal einen Farbdrucker für den 3D-Modellbau erfindet.