„Mein Sternbrücken-Wunder: …

… Als es fertig war, bekam ich wieder Arbeit.“

Volksstimme, von Ariane Steinbart

Michael Menz und Torsten Ehrhardt haben den Sternbrückenzug nachgebaut originalgetreu und nach historischer Vorlage von 1938. Ihre

Miniaturausgabe der beiden Brücken mit Elbbahnhof und Stadtpark ist sechs Meter lang, 1,20 Meter breit und lässt eine Straßenbahn auf sich kreisen. Ein Jahr lang haben sie an der Strecke gebastelt. Am 1. Mai schenken sie ihr Modell der Stadt – zur neuen Sternbrücke und zum 1200. Geburtstag.

Im Stadtpark fehlt der Aussichtsturm. „Der steht noch in meinem Wohnzimmer“, sagt Torsten Ehrhardt. Der Turm sei noch nicht fertig, fügt er erklärend hinzu. Dafür ist das Rondell vor der Stadthalle von dichten Bäumen eingerahmt und mit grünem Rasen bedeckt. Daneben fließt die Elbe aquamarin-blau unter der Sternbrücke hindurch – und auf ihr nimmt die Straßenbahn Kurs auf die Wendeschleife an der Steubenallee. „Ja, vor dem Krieg gab es eine Bimmel, die zum Kulturzentrum im Rotehornpark fuhr, die einen StraßenbahnKreisel an der Steubenallee hatte. Allerdings fehlte dem General noch das Denkmal“, erzählt Torsten Ehrhardt (35).

Torsten Ehrhardt bastelt im Lokschuppen der Eisenbahnfreunde am Handels­hafen am Modell der Stern­brücke. Mit Michael Menz hat er den historischen Stern­brücken­zug nach­gebaut. Am 1. Mai schenken sie das Modell gemeinsam mit den Magdeburger Eisenbahn- und Straßen­bahn­freunden der Stadt zum 1200. Geburtstag. Foto: Ariane Steinbart

Geburtstagsgeschenk

Der Magdeburger Eisenbahnfreund hat in seiner Stadtfelder Wohnung gemeinsam mit Michael Menz vom Verein der Straßenbahnfreunde das Modell des historischen Sternbrückenzuges nachgebaut. „Allein die Sternbrücke besteht aus über 3000 Teilen“, sagt Torsten Ehrhardt. Die Materialkosten in Höhe von rund 3000 Euro teilten sich der Kultur- und Heimatverein und das Kuratorium „12hundert“. Inzwischen steht das sechs Meter lange Modell in der Werkstatt der Eisenbahnfreunde am Handelshafen. Hier wird jetzt der letzte Schliff gemacht, ehe das Kunstwerk, das sogar mit kleinen Straßenlampen beleuchtet werden kann, in der Nacht vor der SternbrückenEinweihung am 1. Mai 2005 im Foyer der Stadthalle aufgebaut wird. Es ist als originelles Geschenk der Magdeburger Straßenbahn- und Eisenbahnfreunde an ihre Stadt Magdeburg bestimmt.

Im Handelshafen gezeigt

Am Tag der Brücken-Einweihung ist es in der Stadthalle zu sehen. Am 21. und 22. Mai wird es zum historischen Eisenbahnfest im Handelshafen aufgebaut. Auch in Bremen soll die Anlage gezeigt werden. „Ich bin gespannt auf die Gesichter, wenn unser Modell enthüllt wird“, sagt Torsten Ehrhardt. Ehrenamtlich haben er und Michael Menz seit April vergangenen Jahres beinahe jeden Tag. an der Anlage gepuzzelt. Die Liebe zum Detail ist nicht zu übersehen: Stecknadelgroße Sonnenblumen lachen am Wegesrand, die Mini-Ausgabe der Festung „Am Stern“ gleicht ihrem Original ebenso wie die nachgebauten Papierpfeiler der kleinen Sternbrücke den echten.

„Wir haben viele Stunden im Stadtarchiv verbracht, Unterlagen aus den Jahren 1935 bis 1938 gewälzt, um zu erfahren, wie der Brückenzug früher aussah. Wir haben unzählige Bilder fotografiert, von denen wir dann abgeguckt haben. Wenn wir uns nicht sicher waren, ob unser Nachbau dem Original ähnlich ist, sind wir hingefahren und haben vor Ort verglichen“, sagt der Stadtfelder. „Ich hatte die Zeit. Ich war arbeitslos und froh über diese Beschäftigung“, sagt Torsten Ehrhardt. Und als wollte sich das Schicksal bei ihm bedanken, für die Mühe, die er in die Sternbrücke gesteckt hat, verhalf es ihm wieder zur einem neuen Job. .Torsten Ehrhardt erzählt: „Ich bin seit wenigen Wochen als Hausmeister angestellt. Kaum war die Brücke fertig, hatte ich einen neuen Job. Darüber bin ich total glücklich – das ist mein kleines Sternbrückenwunder“.