Infoblatt 12/2024
Allen Freunden der großen und kleinen Straßenbahn wünschen wir eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit sowie einen erfolgreichen Start ins neue Jahr 2025
125 Jahre elektrisch durch Magdeburg (4)
Aller guten Dinge sind bekanntlich drei (und zuweilen auch einmal vier). Im zu Ende gehenden Jahr hatten wir mit drei unterschiedlichen Titelthemen noch einmal an die Ereignisse rund um die erste „Elektrische“ vor nunmehr 125 Jahren erinnert und dabei schwerpunktmäßig die Fahrzeugeinsätze in der unmittelbaren Anfangszeit des elektrischen Betriebes in den besonderen Fokus gerückt. Was liegt an dieser Stelle näher, als nicht gleich auch noch ein passendes Winterbild „nachzuschieben“, was sowohl in die alljährliche „fünfte Jahreszeit“, als auch zu unserem diesjährigen Rahmenthema passt.
Wieder einmal standen uns die stadtgeschichtlichen Seiten im Facebook hilfreich zur Seite, wo Heiko Schmengler erst kürzlich dieses wunderschöne Aquarell aus der unmittelbaren Anfangszeit unserer „Elektrischen“ geteilt hatte. Offensichtlich war der hier abgebildete offene zweiachsige Triebwagen gerade auf unserer ältesten elektrischen Strecke von Wilhelmstadt (Stadtfeld) über den Johannisberg auf den späteren Linien 3 und 4 in Richtung Strombrücke / Großer Werder / Friedrichstadt (Brückfeld) unterwegs, wobei der Dienst für die damaligen Personale gerade in dieser kalten Jahreszeit auf den offenen Stehperrons gewiss alles andere, als ein „Zuckerlecken“ war. Auch an Fahrgastraumheizungen, wo man sich zumindest an den Endstellen zuweilen einmal kurz aufwärmen konnte, war zu dieser Zeit freilich noch nicht zu denken.
Die blaue Equipage, wie man damals diese herrschaftlichen Kutschen nannte, nähert sich hier so eben vom Knochenhauer Ufer kommend, wobei auch einige Straßenpassanten in der damals üblichen winterlichen Kleidung die Szenerie beleben. Die Spuren im Schnee sowie der einzeln stehende Mast an der rechten Straßenecke deuten dabei auf das hier einmündende nord-südliche Richtungsgleis der späteren Ringlinie 7 hin, wobei die Strecke vom Jakobsförder (nördlich vom Petriförder) über das Fürstenufer (heute Schleinufer) bis zur Tauentzienstraße (heute Liebigstraße) sowie weiter über den Hasselbachplatz, den Hauptbahnhof und den Kaiser-Wilhelm-Platz (heute Universitätsplatz) bis zur heutigen „Festung“ Mark (eigentlich Kaserne Mark) bereits am 26. März 1900 durchgängig elektrisch befahrbar war.
Der noch fehlende Ringschluss über den Bötticherplatz (heute Pfälzer Platz) und den Askanischen Platz bis zum Elbufer erfolgte erst im Jahr 1901, wobei die Geschichte unserer „Elektrischen“ entlang der Elbe allerdings bereits im Jahr 1921 dort wieder endete. Straßenbahngleise lagen hier ungeachtet dessen jedoch teilweise noch im Frühsommer 1946, was an Hand von zeitgenössischen Fotos aus der unmittelbaren Nachkriegszeit zweifelsfrei hervorgeht.
Mit einem Kartenblattausschnitt aus dem Amtlichen Stadtplan von 1906, auf dem auch die damaligen Linienführungen unserer Straßenbahn inkl. der Rathausumfahrung (siehe auch unser Beitrag in Info 10/2024) im Detail zu erkennen sind, möchten wir uns an dieser Stelle mit den besten Grüßen und Wünschen aus dem alten Jahr verabschieden. (CR)
Die AHN zwischen den Jahren
Die diesjährige Tagung der Arbeitsgemeinschaft Historischer Nahverkehr (AHN) fand bereits vom 11.04. bis 14.04.2024 in Stuttgart statt, wobei inzwischen auch schon wieder die Planungen für die nächste derartige Veranstaltung im Jahr 2025 in Mülheim an der Ruhr laufen, wo im kommenden Jahr zugleich auch die „Kleine Bahn ganz groß“ stattfinden soll . Auch wenn es nun schon wieder einige Monate zurück liegt, so sei an dieser Stelle gewissermaßen „zwischen den Jahren“ noch einmal ein kleiner Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr 2024 gestattet.
Bekanntlicherweise dienen diese alljährlichen Treffen der Nahverkehrsvereine aus Deutschland und dem benachbarten Europa immer dem gemeinsamen Erfahrungsaustausch untereinander, wobei auch die alljährliche „Kleine Bahn ganz groß“ damit untrennbar verbunden ist.
Der Verein Stuttgarter Historische Straßenbahnen e.V. hatte ein interessantes Tagungsprogramm unter dem Motto „Virtuelle Nahverkehrsgeschichte – Alternative, Ergänzung, Provisorium, Notlösung?“ zusammen gestellt. Die Idee zu diesem Motto entstand während und unmittelbar nach der Coronazeit. Interessante Fachvorträge von den Referenten unterschiedlicher Vereine behandelten dabei unter anderem die folgenden Themen:
- Die Vereinsarbeit rund um das Straßenbahnmuseum in Stuttgart
- Wie ist Straßenbahngeschichte erfahrbar?
- Virtuelle Oldtimerfahrten
- Ergänzende Gestaltungen von Ausstellungen und Museen
- Photogrammetrische Digitalisierung von Fahrzeugen
- Die Zellteilung des Zeppelinwagens – virtuelle Arbeiten bei der Restaurierungsarbeit zwischen Nürnberg und Krakau
- Audioguide für ein Straßenbahnmuseum
- Überlegungen zu einem virtuellen Museumsrundgang mit Beispielen
- Einsatz von aktuellen und historischen Videoaufnahmen in Fahrsimulatoren
- Schaffung einer AHN-Austauschplattform
- Unterwegs auf Potsdamer Linien
Weitere Präsentationen gab es von den Vorständen und Betriebsleitern der Stuttgarter Straßenbahn AG und dem Betriebsleiter vom Städtischen Verkehrsbetrieb Esslingen am Neckar zum aktuellen und zukünftigen Ausbau der Stuttgarter Stadtbahn und zum O-Bus-Ausbauvorhaben in Esslingen.
Interessante Besichtigungen von Werkstätten, sowie Rundfahrten mit Stadtbahnen, Straßenbahnen und Omnibussen in Stuttgart rundeten dabei die ersten drei Tage der Tagung ab. Ziele der Rundfahrten waren unter anderem die Killesbergbahn, die Zahnradbahn „Zacke“, der Fernsehturm und bisher nicht bekannte Ecken in Stuttgart.
Nach dem Vortragsprogramm am Freitag besuchten wir den O-Bus-Betrieb in Esslingen. Die beiden historischen O-Busse 22 (Baujahr 1962; Henschel/Kiepe/BBC) und der gerade fertiggestellte Gelenk-O-Bus 213 (Baujahr: 2002; Van Hool/Kiepe) fuhren uns über das ca.15 km lange Streckennetz.
Am Sonntag fand ein Exkursionsprogramm mit historischen Straßenbahnen über das erst in den letzten Jahren erheblich erweiterte und jetzt 19 km umfassende Streckennetz durch Ulm statt. Für den Linienbetrieb stehen aktuell 10 Combino’s seit 2003 und 18 Avenio’s seit 2018 zur Verfügung.
Petra und ich danken als Teilnehmer den Freunden der SHB e.V. für die wunderschöne und interessante 34. AHN-Tagung. Für 2025 wurde die „AHN“-Glocke an die Freunde in Mülheim an der Ruhr übergeben. (JP)
Neues von den MVB
NGT10D Nr. 1402 vom neuen Fahrzeugtyp „Flexity“ aus dem Hause Alstom wurde nach der öffentlichen Präsentation am Sonnabend, dem 21.09.2024 auf dem Willy-Brandt-Platz vor dem Magdeburger Hauptbahnhof bisher noch nicht bei Probe- und Einweisungsfahrten im öffentlichen Streckennetz beobachtet und hat offensichtlich auch noch keine Zulassung erhalten, um den MVB-Betriebshof Nord für derartige Fahrten zu verlassen. Schwesterfahrzeug Nr. 1401 befand sich mit Redaktionsschluss dieser Ausgabe nach wie vor beim Hersteller in Bautzen. Auch auf der diesjährigen „InnoTrans“ in Berlin war dieses Fahrzeug wider Erwarten vieler Insider nicht zu sehen.
Nach Abschluss der planmäßigen HU (Inspektion) wurde im November NGT8D Nr. 1371 aus der dritten Lieferserie) wieder im Einsatz beobachtet. NGT8D Nr. 1358 (vormals Vollwerbung für den 1. FC Magdeburg) erhielt offensichtlich eine technische Auffrischung mit Neulack in den aktuellen Produktfarben „weiß-grün“ ohne den bisherigen roten Zierstreifen im Schürzenbereich. Ferner wurden einige NGT8D der zweiten Lieferserie nach zuvor bereits erfolgter dritter planmäßiger HU inzwischen mit neuen Sitzpolstern in der Farbe „grün“ nachgerüstet. Beobachtet wurden aktuell u. a. die Wagen Nr. 1332 bis 1335, wobei ein planmäßiger Austausch der Sitzpolster bisher nur im Rahmen der durchgeführten Inspektionen vorgenommen worden war. (CR)
Terminvorschau 2024 & 2025
Unsere aktuell geplanten Termine und Ausstellungen für das Jahr 2024 & 2025 finden Sie in unserer Terminvorschau.
Das Infoblatt erscheint im Auftrag des Vorstandes der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V.
Textbeiträge / Druck und Gestaltung: C. Rudhard (CR), M. Menz (MM), Jürgen Puchert (JP).