Infoblatt 10/2022
Rangieren mittels Schwerkraft
Kuppelendstellen waren bei Straßenbahnbetrieben in früheren Zeiten weit verbreitet, so u. a. auch in Dresden an der Zwischenendstelle Industriegelände, etwa auf halbem Wege zu den nördlichen Vororten Weixdorf und Hellerau. Um die weiter nordwärts fahrenden und von dort entgegen kommenden Linienzüge während der erforderlichen Rangiermanöver für die zeitweise hier endende innerstädtische Linie 6 bei deren Durchfahrt nicht zu behindern, war diese Anlage dreigleisig mit einem zusätzlichen Umfahrungsgleis und mehreren Gleiswechseln ausgelegt. Wie auf unserem heutigen Titelfoto zu sehen, scheint hier augenscheinlich ein völlig normaler Rangiervorgang abzulaufen, wobei der Triebwagen zunächst seine beiden Beiwagen abgehängt hatte, um auf dem Parallelgleis an diesen vorbei zu fahren und anschließend wieder anzukuppeln. Auch bei uns in Magdeburg war dies noch bis weit nach dem II. Weltkrieg auf den Linien nach Schönebeck, zur Saalestraße und nach Rothensee über viele Jahre hinweg der täglich praktizierte Regelbetrieb.
Auf der nachfolgenden Parallelaufnahme, die offensichtlich unmittelbar nach der ersten Aufnahme am gleichen Fotostandort entstand, scheint hier auf den ersten Blick zunächst etwas „total gegen den Baum“ gelaufen zu sein. Hatten sich hier etwa die beiden abgehängten Beiwagen selbständig gemacht, um gewissermaßen „autonom“ ihre Rückfahrt ohne den zugehörigen Triebwagen anzutreten? Derartige und ähnlich gelagerte Zwischenfälle hatte es in der Vergangenheit bei Schienenverkehrsunternehmen bereits schon mehr als einmal gegeben, was in den meisten Fällen dann auch recht unangenehme Folgen hatte.
Hier war ein solches Abrollen der Beiwagen jedoch ausdrücklich gewollt und auch täglich praktizierte Regel, in dem das Streckengefälle der in Richtung Norden ansteigenden Straße für das Zurücksetzen der Beiwagen an den Triebwagen mittels Schwerkraft ausgenutzt wurde. Dazu mussten lediglich die Handbremsen der Beiwagen zunächst festgezurrt und anschließend wieder gelöst werden, was von den Rangierpersonalen natürlich ein gewisses Fingerspitzengefühl erforderte. Die beiden Fotoaufnahmen von 1965 aus dem Archiv der Dresdener Verkehrsbetriebe hatte Otto Domma aus Dresden, mit dem ich auch persönlich vernetzt bin, kürzlich auf den einschlägigen Straßenbahn-Fanseiten im Facebook geteilt. Dafür auf diesem Wege auch meinerseits nochmals ein herzliches Dankeschön. (CR)
Familienfest im Wissenschaftshafen / Modellbahnausstellung Tanzschule Diefert
Nach unserer erfolgreichen Teilnahme am Familienfest im Wissenschaftshafen im Monat September ist es nun in wenigen Wochen soweit, dass wir auch wieder eine Magdeburger Modellbahnausstellung durchführen können. Jeder ist herzlich dazu eingeladen, sich bei dieser Ausstellung aktiv zu beteiligen. Die Ausstellung wird dieses Mal in der Tanzschule Diefert durchgeführt, die sich in der Albert-Schweitzer-Str. 16 in Magdeburg Nord befindet: Hier nochmals die entsprechenden Daten: Aufbau am 27.10. ab 14:00 Uhr; Ausstellung am 28.10. von 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr, am 29.10. von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr sowie am 30.10. von 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr. Der Abbau ist sehr wahrscheinlich erst am 01.11. Der Ausstellerabend findet am 29.10. ab 19:00 Uhr in der Tanzschule statt. Dazu ist für alle Teilnehmer ein entsprechender Unkostenbeitrag in einer angemessenen Höhe zu entrichten. Bezüglich der Mitwirkung sowie der Teilnahme am Ausstellerabend bitten wir um rechtzeitige Rückmeldung beim Vorstand. (MM/CR)
Archivarbeit in unseren Vereinen
Bereits in unserer Info-Ausgabe Nr. 06/2022 hatten wir an dieser Stelle einen kurzen Bericht zu unserer 32. AHN-Tagung im April 2022 in Graz veröffentlicht, wobei wir das dort sehr intensiv diskutierte Thema zur Archivarbeit in unseren Vereinen, was leider sehr oft unterschätzt wird, aus Platzgründen in unserer Juni-Ausgabe zunächst einmal „außen vor“ lassen mussten. Da wir auch als Verein der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V. mit diesem Thema schon seit vielen Jahren konfrontiert werden, sei uns daher noch einmal eine kleine Nachlese dazu gestattet.
Die Bedeutung der Archive wächst immer mehr, da bereits heute viele Vereinsmitglieder die vorhergehenden Jahrzehnte selbst nicht mehr persönlich miterlebt haben. Hier steht immer wieder die Frage, was hebt man aus der Geschichte für die Zukunft auf – und was nicht. Auf der einen Seite platzen die Archive aus allen Nähten, auf der anderen Seite stellt sich die Frage, welche Dokumente werden in den Folgejahren für den Erhalt historischer Zeitzeugen und für Publikationen auch weiterhin dringend benötigt?
Nur mal einige Anregungen, über die auch unser Verein einmal nachdenken sollte und wo wir uns auch über jede Zuschrift, sowohl aus den eigenen Reihen, als auch aus den Reihen unserer uns nahestehenden Freunde und Leser, jederzeit sehr freuen würden:
Was ist hier der richtige Weg? Wenn Ältere die analoge Vergangenheit weit über 100 Jahre aufbewahren, stehen die Jüngeren auf digitale interaktive Handlungen. Die neuen Erlebniswerte sind (leider) heute nur noch die Bilder auf dem Handy.
Soll ein Archiv digitalisiert werden? Sollen die Originale trotzdem aufbewahrt werden? Sind diese auch später noch verwertbar? Wen interessiert dies eigentlich später noch?
Die Digitalisierung kostet sehr viel Zeit, wobei natürlich auch die Frage steht: Sind digitale Datenträger von heute in 15 oder 20 Jahren überhaupt noch lesbar und verwertbar, da auch die dazu erforderliche Hard- und Software einem rasanten Tempo der Veränderung unterliegt, wo selbst manche Zeitgenossen von heute schon persönliche Probleme damit haben, mit dieser Entwicklung überhaupt noch Schritt zu halten.
Auch unsere Mitglieder werden mit den Jahren immer älter, wobei leider auch sehr viele Vereine Probleme mit der Nachwuchsgewinnung haben. Die Lösung kann hier nur sein, Nachfolger an die Beiträge heranzuführen und sie mit den neuen digitalen Techniken zum Aufbewahren des historischen Gutes zu begeistern. Dies ist jedoch leider oftmals leichter gesagt, als getan.
Was wird später einmal? Irgendwann sterben auch die bisher gesammelten gedruckten Fahrpläne einmal aus Wer archiviert heute die digitalen Fahrpläne? Auch hier steht natürlich die bereits gestellte Frage: Was passiert, wenn die digitale Festplatte unbrauchbar wird oder durch neue Techniken nicht mehr lesbar ist? Dann ist die Geschichte irgendwann nur noch Geschichte. Wie wertvoll sind dagegen 100 Jahr alte Fotoplatten, die bei entsprechender Labortechnik auch heute noch die Herstellung von klassischen Papierabzügen ermöglichen. Unseren Altvorderen sei es an dieser Stelle gedankt. (JP/CR)
Hauptwerkstatt Herrenkrugstraße / Fahrzeuge der MVB
Lt. „Traminfo“ (letzter Stand vom 18.09.2022) wurden nachstehende Wagen aktuell als „abgestellt zur HU“ gemeldet: Tw. 1329, 1332, 1339, 1340 (alle NGT8D) sowie Atw. 706II (T4D). Die Garnitur 1280+2144 (T6A2/B6A2) sowie die Tw. 1292 (KT4D) und 1380 (NGT8D) sind nach zwischenzeitlicher Abstellung mit Beendigung des Ferienfahrplanes zum 25.08.22 wieder im Einsatz. Auch die Garnitur 1281+2147 (T6A2/B6A2) wurde seitdem wieder gemeinsam mit den übrigen KT4D- und T6A2-Garnituren regelmäßig im Liniendienst beobachtet.
Die Busflotte der „Lion´s City“ Familie von MAN mit einem zusätzlichen Hybridantrieb (bisher nur als 12-Meter-Standard-Linienbusse) erhielt kürzlich Zuwachs durch 18-Meter-Gelenkbusse in vergleichbarer Ausführung, die inzwischen bereits u. a. auf der OL 73 beobachtet werden konnten. Geplant sind bis zum kommenden Jahr insgesamt 18 solcher neuen Busse, um somit ältere Fahrzeuge zu ersetzen.
Nach langen politischen Debatten, nicht zuletzt auch im Stadtrat, ist die SEV-Linie 46 seit dem 26.09.22 nunmehr auf der verlängerten Route vom Zollhaus und den Kleinen Stadtmarsch über die Sternbrücke bis zum Hasselbachplatz unterwegs, um dort günstige Anschlüsse zur Straßenbahn herzustellen. Gefahren werden diese Leistungen auch weiterhin durch einen bekannten Subunternehmer aus Potsdam. (CR)
Terminvorschau 2022/23
Die Terminvorschau für 2023 ist online! Ihr findet sie wie gewohnt im Menü unter >> Termine.
Änderungen sind natürlich wie immer vorbehalten.
Das Infoblatt erscheint im Auftrag des Vorstandes der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V.
Textbeiträge / Druck und Gestaltung: C. Rudhard (CR), J. Puchert (JP), M. Menz (MM).
Unser nächstes Infoblatt erscheint vsl. im Monat Oktober 2022.