Infoblatt 02/2021

Flockdown: Räumfahrzeug in Magdeburg

Flockdown: Räumfahrzeug in Magdeburg

Erst Lockdown – dann Snowdown

Eigentlich sollte ja am 12. Februar unsere planmäßige Jahresmitgliederversammlung (oder zumindest ein turnusmäßiger Vereinsabend) stattfinden. Da uns aber aktuell niemand mehr konkret sagen kann, ob und wann Ladengeschäfte, Gaststätten und auch andere Einrichtungen zumindest mit Einschränkungen wieder öffnen dürfen, bleibt uns somit nur noch „Kaffeesatz lesen“, verbunden mit der Hoffnung, dass es vielleicht irgendwann wieder etwas freundlicher aussieht. Folgt man den jüngsten Verlautbarungen aus der Runde der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten der Länder, so sollen vsl. ab dem 1. März zunächst Schulen, Kindertagesstätten und Friseure ihren Betrieb schrittweise wieder aufnehmen, wobei dann am 3. März über weitere mögliche Lockerungen entschieden werden soll, eine angestrebte 7-Tages-Inzidenz von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner vorausgesetzt. Bis vor wenigen Tagen wurde uns hier immer noch ein anzustrebender Grenzwert von 50 „verkauft“, aber das war bekanntlich gestern.

Nach nunmehr vollen drei Monaten Lockdown erlebten wir Ende Januar erstmals seit vielen Jahren auch wieder einen klassischen Wintereinbruch, wobei es dann in der Nacht vom Sonnabend, dem 6. auf Sonntag, den 7. Februar so heftige Schneefälle gab, dass der Straßenbahn- und Busverkehr in der Landeshauptstadt für mehrere Tage völlig zum Erliegen kam. Zwischenzeitliche Versuche, mit den beiden Schneeräum-Traktionen 728II+774 und 729+708III sowie der zusätzlichen Winterdienstreserve 1254+1274II Gleise und Oberleitungen freizufahren, waren dabei kaum von Erfolg gekrönt, da auch über den ganzen Sonntag hinweg die Schneefälle nicht nachlassen wollten. Stefan Naedler nahm dabei am späten Sonntagnachmittag die Schneeräum-Traktion 729+708III vor einer fast schon gespenstisch wirkenden Kulisse auf dem Breiten Weg in Höhe der Julius-Bremer-Straße auf. Für viele unserer Älteren wurden dabei Erinnerungen an den Katastrophenwinter 1978/79 wach. Am Dienstagnachmittag wurde dann zunächst ein Ersatzverkehr mit den angestammten Nachtbuslinien N1 bis N8 aufgenommen, die auch an den Folgetagen weiterhin teilweise tagsüber zum Einsatz kamen. Erst am Mittwoch konnte dann zunächst auf den SL 9 und 10 (teilweise mit abweichender Linienführung) der Straßenbahnverkehr schrittweise wieder hochgefahren werden, wobei erstmals auch ex Berliner KT4D als Solotriebwagen im Fahrgastverkehr beobachtet werden konnten.

Da Gaststätten und Freizeiteinrichtungen offensichtlich noch längere Zeit geschlossen bleiben, werden wir als Verein auch in den kommenden Wochen weiterhin mit „Plan B“ leben müssen, wobei die interne Kommunikation (wie schon zuletzt) nur via Internet und Telefon oder auch über unser Infoblatt laufen kann. Hier wollen wir uns auch weiterhin bemühen, unser kleines Heftchen ggf. auch in etwas kürzeren Zeitintervallen heraus zu geben und mit unserer aktuellen Ausgabe dabei zugleich den Auftakt zu unserem 50-jährigen Bestehen im Dezember 2021 einleiten, wobei wir auch in den folgenden Ausgaben mit ausgewählten Beiträgen fünf Jahrzehnte Magdeburger Straßenbahnfreunde noch einmal Revue passieren lassen wollen. An dieser Stelle zugleich die Bitte an unsere langjährigen Vereinsfreunde: Wie habt Ihr diese Zeit persönlich erlebt und welche Ereignisse und Anekdoten sind dabei besonders in Eurer Erinnerung geblieben? Über einen kurzen Dreizeiler oder auch über ein interessantes Foto würden wir uns dabei an dieser Stelle jederzeit sehr freuen. Ansonsten hoffen wir auf unseren nächsten Vereinsabend am 9. April um 17:30 Uhr bei „Leo´s“. Unsere planmäßige Mitgliederversammlung wird vsl. erst im II. Halbjahr nach der Sommerpause stattfinden können. -Euer Vorstand- 
 

50 Jahre Magdeburger Straßenbahnfreunde (1) – Willkommen im DMV 

Schülern und Jugendlichen eine interessante Freizeitgestaltung zu ermöglichen und dabei bereits frühzeitig spezielle Interessen und Neigungen zu entdecken und im Hinblick auf die spätere persönliche und berufliche Entwicklung zielgerichtet zu fördern, diesem Ziel diente auch der damalige Deutsche Modelleisenbahnverband (DMV). Am 7. April 1962 in Leipzig zunächst von wenigen Arbeitsgemeinschaften und Pioniereisenbahnern unter dem Dach der Deutschen Reichsbahn gegründet, habe ich dem Verband von 1977 bis zu seiner Auflösung 1990 angehört, um anschließend gemeinsam mit der damaligen AG 7/36 den Weg in einen eingetragenen Verein (e.V.) zu gehen. Dabei war ich nacheinander Mitglied in drei verschiedenen Arbeitsgemeinschaften in Dresden und Magdeburg und habe darüber hinaus über die Jahre hinweg auch verschiedenen Vorständen und Kommissionen auf örtlicher und zentraler Ebene angehört.

In unserem ersten Beitrag aus Anlass unseres 50-jährigen Vereinsbestehen will ich zunächst einmal etwas weiter über unseren Magdeburger Tellerrand hinausschauen, zumal die Gründung und Entwicklung der damaligen AG 7/36 auch nicht losgelöst von den allgemeinen Tendenzen und Denkweisen dieser Zeit betrachtet werden kann.

Hier sollte man zunächst wissen, dass die damalige Deutsche Reichsbahn de facto ein „Staat im Staate“ war, der sich neben vielen anderen Dingen (wie z. Bsp. Reichsbahnsparkassen, Reichsbahnsozialeinrichtungen usw.) auch eine eigene Nachwuchsorganisation leisten konnte, die zunächst mit sog. Treffen Junger Eisenbahner und Pioniereisenbahner an den Start gegangen war, wobei auch die bekannte Hobby-Zeitschrift „Der Modelleisenbahner“ ein entscheidender Wegbegleiter der ersten Stunde war. Wie eng der DMV mit der Deutschen Reichsbahn verknüpft war, dies zeigte nicht zuletzt auch die Tatsache, dass die bezirklichen Verbände im Gegensatz zu allen anderen Massenorganisationen in dieser Zeit, nicht nach den politischen Bezirken der DDR, sondern vielmehr nach den Reichsbahndirektionsbezirken (Rbd-Bezirken) untergliedert waren, wobei es zum Teil recht erhebliche territoriale Unterschiede gab. So gehörte z. Bsp. Brandenburg (Havel) politisch zum DDR-Bezirk Potsdam, aber eisenbahnseitig zum Rbd-Bezirk Magdeburg. Diese Struktur spiegelte sich dabei auch in der Zuordnung der Arbeitsgemeinschaften (AG) zu den jeweiligen Bezirksverbänden (BV) wider. Hier stand z. Bsp. die vorangestellte Ziffer „1“ für die Rbd Berlin, die „3“ für die Rbd Dresden oder die „7“ für die Rbd Magdeburg, wobei neu gegründete Arbeitsgemeinschaften jeweils eine nachgestellte Registriernummer erhielten – z. Bsp. AG 3/14 Saxonia Dresden, AG 3/64 Verkehrshochschule Dresden oder auch AG 7/36 Straßenbahn Magdeburg. Dies waren zugleich auch meine drei Stationen, wo ich im Laufe der Jahre meine persönlichen Spuren im DMV hinterlassen habe.

Neben klassischen Modelleisenbahnern und Pioniereisenbahnern gesellten sich im DMV auch schon bald Freunde der Eisenbahn sowie auch Freunde des städtischen Nahverkehrs hinzu, was nicht zuletzt einer Entwicklung geschuldet war, die die damalige DDR sehr gern mit salbungsvollen Begriffen, wie z. Bsp. „Rationalisierungsmaßnahmen“ oder auch „Verkehrsträgerwechsel“ umschrieb. Dies hieß bezogen auf die Schienenwege im Klartext: Alles was nicht mehr zeitgemäß war oder nur unnötige Kosten verursachte, das hatte gefälligst den „Weg allen alten Eisens“ zu gehen, wobei auch der staatlich verordnete Schrottplan allerorts regelmäßig erfüllt werden musste. Der Kampf um die Erhaltung wertvoller Sachzeugen der Verkehrsgeschichte, die oftmals über Jahrzehnte hinweg das Leben der Menschen in der Stadt oder in der Region maßgeblich geprägt hatten, war dabei nicht selten ein „Kampf gegen Windmühlenflügel“. Dies alles hielt jedoch Enthusiasten in allen Teilen der Republik, meist im Schatten von Eisenbahndienststellen oder Verkehrsbetrieben, nicht davon ab, besonders wertvolle Stücke oft auf recht abenteuerlichen Wegen vor dem ungeliebten Schneidbrenner zu bewahren. So war es z. Bsp. eine weit verbreitete Praxis, zur Aussonderung vorgesehene Fahrzeuge offiziell als „verschrottet“ zu melden, aber stattdessen heimlich an einem unbekannten Ort zu verstecken. Auch die Erstellung des obligatorischen „Schrottprotokolls“ zur Aussonderung betrieblicher Grundmittel wurde dabei durch den zuständigen Sachbearbeiter zuweilen auch schon einmal „vergessen“ oder zunächst auf den Stapel der unerledigten Vorgänge verbannt. Papier ist bekanntlich geduldig. Nicht zuletzt gab es zwischen Ostseeküste und Erzgebirge überall durchaus auch zugängliche staatliche Leiter, die über derartige Vorgänge sehr wohl informiert waren, aber unter vorgespielter Unwissenheit auch einmal über gewisse Dinge großzügig hinweg sahen. Auch wir Magdeburger können hier so manche Anekdote erzählen, wobei wir ohne dem wohl heute kaum eine so umfangreiche historische Fahrzeugflotte haben würden.
Wer jedoch auf legalem Wege, z. Bsp. über den Denkmalschutz oder auch über Kooperationsverträge mit Betrieben, Einrichtungen oder Museen, etwas erreichen wollte, der musste in der DDR schon Mitglied in einer staatlich anerkannten Massenorganisation sein. Was lag in diesem Fall also näher, als eine Arbeitsgemeinschaft im DMV zu gründen. Damit war man nicht nur mit Gleichgesinnten regional und überregional vernetzt, man war zugleich auch ein engagierter und aktiver Mitgestalter der entwickelten sozialistischen Gesellschaft, wie es damals hieß. Somit wurde dann schließlich auch aus einer betrieblichen Interessengruppe bei den Magdeburger Verkehrsbetrieben im Dezember 1971 eine anerkannte Arbeitsgemeinschaft im Deutschen Modelleisenbahnverband der DDR. Mehr dazu in unserer nächsten Ausgabe. -Christoph-
 

Mitgliedsbeiträge 2021

Da die Zahlungen für den jährlichen Mitgliedsbeitrag satzungsgemäß bis zum 31.03.21 zu tätigen sind, möchten wir schon jetzt daran erinnern:

Vollzahler (Arbeiter, Arbeitssuchende) – Jahresbeitrag 2021: 96,00 €
Halbzahler (Schüler, Rentner, Azubi´s) – Jahresbeitrag 2021: 48,00 €.
Verwendungszweck: Mitgliedsbeitrag 2021 – Bitte nur per Überweisung an Bankverbindung:
Sparda Bank Berlin eG – IBAN DE89 1209 6597 0008 0966 94 BIC GENODEF1S10

Über eine Anpassung des Mitgliedsbeitrages für das Jahr 2022, wird auf der Mitgliederversammlung in diesem Jahr entschieden. Sollte eine fristgemäße Überweisung nicht möglich sein oder eine Ratenzahlung gewünscht werden, so bitten wir um kurzfristige Mitteilung an Herrn Michael Menz oder an Herrn Michael Götze. (MM / CR)