Infoblatt 02/2020

Gleisschleife Rotehorn

Gleisschleife Rotehorn

Zurück in der Gegenwart 

Fast scheint es so, als hätte unser historischer Straßenbahnzug 124II+352II gerade so eben einen Boxenstopp in der Rotehornschleife unmittelbar vor der Stadthalle eingelegt, um dann sogleich seine Rückfahrt in Richtung Innenstadt anzutreten. Was auf unserer Modellstraßenbahnanlage bereits seit vielen Jahren wieder zu erleben ist, das gab es beim großen Vorbild allerdings nur noch bis zum Herbst 1939.

Auf unserem heutigen überaus geschichtsträchtigen Foto aus dem Jahre 1939, das uns Anita Schmidt aus dem Nachlass ihres Großvaters kürzlich über die einschlägigen Facebook-Seiten zur Geschichte der Stadt Magdeburg übermittelt hat, schien die Welt auf den ersten Blick noch in Ordnung zu sein. Doch der Schein trügt, denn der Schriftzug „Adolf-Hitler-Brücke“ und die Hakenkreuzflaggen am linken Bildrand sowie nicht zuletzt das große Werbeplakat für die Nazi-Propagandaschau „Der ewige Jude“ unmittelbar vor dem Eingang zur Stadthalle sprechen hier ihre eigene und unverwechselbare Sprache. Nur wenige Wochen später endete hier kriegsbedingt auch der planmäßige Straßenbahnverkehr und nicht einmal sechs Jahre danach sollte unsere schöne Stadt Magdeburg im Bombenhagel des II. Weltkriegs in Schutt und Asche untergehen.

Bereits seit mehr als 70 Jahren begehen wir Magdeburger alljährlich den 16. Januar als Gedenktag der Zerstörung unserer Stadt im II. Weltkrieg, wobei sich die Ereignisse der unvergessenen Schreckensnacht vor wenigen Tagen zum 75. Mal jährten. Was für viele von uns mit Mahn- und Gedenkveranstaltungen oder auch mit einem stillen Innehalten beim Läuten der Kirchenglocken verbunden war, das wurde leider einmal mehr von politischen Gruppierungen vornehmlich am rechten Außenrand für propagandistische und ideologische Zwecke missbraucht. Auch die völkischen und rechtspopulistischen Töne aus der Zeit vor und unmittelbar nach 1933 sind heute schon längst wieder, wenn auch oftmals nur unterschwellig, in aller Munde und Ohren. Spätestens beim Ausgang der jüngsten Landtagswahl in Thüringen sowie dem peinlichen „Schmierentheater“ zur Wahl eines neuen Ministerpräsidenten sollte jedem bewusst geworden sein, dass die Ereignisse von damals nicht irgendwann „gestern“ und „irgendwo da draußen“ gewesen sind. Dieses „Gestern“ ist auch jetzt wieder und überall.

Auch eine stromüberquerende Elbbrücke sollte es an der Stelle, wo einst unser Fotograf stand, erst 66 Jahre später wieder geben, glücklicherweise wieder unter ihrem ursprünglichen Namen „Sternbrücke“, jedoch bis heute ohne eine Straßenbahn. Gerade in Zeiten des viel propagierten Klimawandels wäre eine umwelt- und fahrgastfreundliche ÖPNV-Anbindung an die Rotehorninsel sicherlich eine sinnvolle Alternative, um hier mittelfristig einen weitgehend autofreien Erholungs- und Landschaftspark zu schaffen. Schließlich fährt ja auch in den Herrenkrug alle 10 Minuten eine Straßenbahn. -Christoph-

Frühlingserwachen für ein neues Buch

Die MVB-Chronik von 1977, das DDR-Straßenbahnarchiv aus den 1980er Jahren sowie das Buch „Magdeburger Straßenbahnen – Ein Streifzug durch Geschichte und Fahrzeugpark“ von Klaus Günther aus dem Jahre 1999 sind noch heute in so manchem Bücherschrank zu finden und für uns oftmals eine wertvolle Hilfe, wenn wir wieder einmal etwas zum Nachschlagen suchen. Leider ist jedoch in puncto Magdeburg in den zurückliegenden 20 Jahren nichts Vergleichbares wieder erschienen, wobei die Zeit freilich nicht stehen geblieben ist und wir zudem in der Zwischenzeit sehr viele neue und wertvolle Erkenntnisse aus der Historie unserer Straßenbahn für uns erschließen konnten. Bereits vor etwa fünf Jahren hatten wir deshalb im kleineren Kreis wiederholt darüber gesprochen, dass ein neues Buch in einem vergleichbaren Format eigentlich längst überfällig sei.

Getreu einem alten Sprichwort soll gut Ding bekanntlich Weile haben. Schließlich braucht man zunächst geeignete und sachkundige Autoren, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch in der Lage sind, ein druckreifes Manuskript in einem vertretbaren Zeitrahmen auf den Weg zu bringen. Hinzu kommt, dass man dafür einen Verlag finden muss, der für ein solches Projekt zu erwärmen ist und der dann seine Leistungen auch zu angemessenen Konditionen anbietet. In der Regel muss man hier auch erst einmal in Vorkasse gehen und je nach Auflagengröße soundso viele Exemplare abnehmen, wo man dann oft nach anfänglicher Euphorie auf gepackten Bücherkartons sitzen bleibt. Nicht zuletzt ist ja auch der öffentliche Büchermarkt mit Eisenbahn- und Straßenbahnliteratur heute regelrecht übersättigt. Welcher Bahninteressierte kauft sich da schon acht oder zehn Bücher im Jahr, die oftmals nur sehr lokal begrenzte Themen behandeln, womit auch der potentielle Leserkreis bereits von vorn herein sehr eingegrenzt ist.

Bereits Ende der 1980er Jahre erschien unter Federführung des bekannten und inzwischen verstorbenen Straßenbahnexperten Dieter Höltge aus Braunschweig der erste Band aus der Schriftenreihe „Straßenbahnen und Stadtbahnen in Deutschland“, womit der EK-Verlag in Freiburg gewissermaßen ein Pendant zu dem bekannten DDR-Straßenbahnarchiv für die alten Bundesländer geschaffen hatte. Nachdem in etlichen Bänden zunächst das gesamte alte Bundesgebiet bearbeitet worden war, folgten in den zurückliegenden Jahren mit Berlin, Brandenburg, Thüringen und Sachsen erstmals auch entsprechende Bände für die Straßenbahn- und Stadtbahnbetriebe in den neuen Bundesländern. Für den schon länger geplanten Band „Sachsen-Anhalt“ hatte ich bezüglich Magdeburg bereits vor etwa drei Jahren erste persönliche Kontakte mit dem heutigen Herausgeber Michael Kochems, wobei jedoch an eine konkrete Anarbeitung vorerst noch nicht zu denken war, da zunächst die beiden Bände „Sachsen“ 1 und 2 Vorrang hatten. Seit Anfang Januar diesen Jahres liegt nun das von Herrn Kochems übermittelte vorläufige Manuskript zu Magdeburg bei mir auf dem PC, wobei inzwischen auch schon der erste Teil von mir Korrektur gelesen und entsprechend ergänzt werden konnte. Auch unsere Vereinsfreunde aus dem benachbarten Halle sind hier inzwischen bereits aktiv geworden, so dass es mit dem neuen Buch nach dem jetzigen Stand der Dinge sehr gut voran geht. Vielleicht schaffen wir es ja noch in diesem Jahr bis zum obligatorischen Weihnachtsgeschäft. (CR)

Prag setzt auf Tatra-T2

In unsere Dezemberausgabe hatten wir im Zusammenhang mit einem sehr schönen Winterbild von unserem Straßenbahnfreund František Zahnáš aus Prag ein wenig Werbung gemacht, vielleicht im neuen Jahr wieder einmal die Straßenbahnbetriebe in der benachbarten tschechischen Republik zu besuchen. Voraussichtlich ab Frühjahr diesen Jahres kann man neuerdings auch im Prager Liniendienst wieder mit einer echten Tatra-T2-Traktion fahren. Dabei handelt es sich um die letzten beiden T2R Nr. 18 und 19 aus dem Bestand der Verkehrsbetriebe Liberec, die dort im November 2018 feierlich aus dem aktiven Liniendienst verabschiedet worden sind. Nach einer umfassenden Aufarbeitung im DPP-Werk epova in Ostrava haben beide Wagen von dort aus am 19.12.2019 die Reise per Tieflader nach Prag angetreten, wo sie mit den neuen Nummern 6003 und 6004 wieder in den alten Farben rot-elfenbein auf der Tageslinie 23 als Ergänzung zu der Flotte aus älteren Tatra-T3-Wagen zum Einsatz kommen sollen. Wir danken Volker Fleischbrück von den Straßenbahnfreunden Naumburg-Jena für diese Info. (CR) 

Grüße zum Jahreswechsel

Auch im Dezember 2019 übermittelten uns wieder zahlreiche Vereine, Unternehmen und  Einrichtungen sowie uns nahe stehende Freunde die besten Wünsche zum Weihnachtsfest und zum neuen Jahr, wofür wir auf diesem Weg nochmals herzlichen Dank sagen möchten. (CR)


Beitragszahlungen

An dieser Stelle nochmals der Hinweis, dass auch für das Jahr 2020 die folgenden Beitragssätze für unsere Mitglieder gelten: 

Vollzahler (Berufstätige, Arbeitssuchende)  96,00 € im Jahr (monatlich 8,00 €)
Halbzahler (Rentner, Schüler, AZUBI´s) 48,00 € im Jahr (monatlich 4,00 €).

Bitte den Mitgliedsbeitrag bis zum 31.03.2020 auf unser Vereinskonto überweisen. Bargeldzahlungen sind ausgeschlossen. Ratenzahlungen (z. Bsp. halb- oder vierteljährlich) sind grundsätzlich möglich, aber bitte zuvor mit dem Vorstand abzustimmen.

Bankverbindung: Sparda-Bank Berlin eG 
IBAN: DE89 1209 6597 0008 0966 94 
BIC: GENODEF1S10
Verwendungszweck: Mitgliedsbeitrag 2020 

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Überschrift 2

Textinhalt – Teil B