Der Danziger Hechtbeiwagen als Resin-Modell in 1:87

von Marc Beindorf

Der MSF e.V. plant in Zusammenarbeit mit Torsten Erhardt die Herstellung einer kleinen Modellserie des Danziger Hechtbeiwagens, Serie Bw 250(II) – 259(II), Baujahr 1942 in der Waggonfabrik Danzig, der z.B. eine perfekte oder sogar besser passende Ergänzung zum BeKa-Modell des Hechtwagens ist.

Es kann auch eine kleine Serie an Fertigmodellen aufgelegt werden, die dann passend zum BeKa-Modell dekoriert wird (also Zustand zwischen 1956 und 1964 mit oder ohne „Kofferlogo“, ohne OS-Einrichtungen und mit einem Katzenauge statt einem Rücklicht). Wie Torsten bestätigt können dabei auch Kundenwünsche berücksichtigt werden. Das Modell entspricht im Abguss dem Fahrzeugzustand nach 1969 mit doppeltem Rücklicht und Kleinspannungssteckdose, was beabsichtigt ist, denn Teile zu entfernen ist weniger problematisch als sie nachträglich hinzufügen. Der Preis für die Fertigmodelle richtet sich zum einen nach dem Lackier- und Dekorationsaufwand, nach der Dekoration selbst und was an Zurüstteilen noch dazu kommt.Torsten hat zwei Ur-Modelle mit unterschiedlicher Ausformung der Seitenbeblechung als Resin-Abguß gebaut, die nun in die Serienfertigung gehen. Das Modell inklusive Bodenplatte wird für 60 bis 70 € (ungebaut und nicht lackiert) erhältlich sein. Zurüstteile, wie Einstiegsgriffe, Kupplungen und Dachglocken („Wecker“ vorn), muss sich jeder selbst ergänzen. Die Fahrwerksblenden der Einachsdrehgestelle sind einfach an der Bodenplatte montierbar. Ebenso werden Stehwände im Bausatz enthalten sein. Eventuell wird auch eine Bodenplatte mit Sitzplätzen versehen, aber auch hier ist die Verwendung der Sitze aus dem „Großen Hechtwagen“-Bausatz von H&P natürlich eine wählbare Alternative.

Der gesamte Bausatz in Einzelteilen: Gehäuse, Bodenplatte mit Sitzen, zwei Stehwände und vier Fahrwerksblenden.

Zum Vorbild: Der Danziger Hechtbeiwagen wurde 1942 in der Waggonfabrik Danzig gebaut. Er war und ist der einzige jemals in Magdeburg eingesetzte Einachsdrehgestellwagen. Der große Radstand von 4,5m machte die Ausführung notwendig, führte aber gleichzeitig auch dazu, dass die Fahrzeuge bei Personal und Fahrgästen wegen ihrer enormen Laufruhe sehr beliebt waren. Ursprünglich soll es sich bei diesen Fahrzeugen um einen Auftrag der Warschauer Straßenbahn gehandelt haben, was heute jedoch von polnischen Straßenbahnfans anhand noch vorhandener Aufzeichnungen über laufende Danziger Aufträge am Anfang des Zweiten Weltkrieges für Warschau weitgehend bestritten wird.

Lediglich der Fahrzeugtyp wird heute mit den Fahrzeugen der Warschauer Straßenbahn verglichen. So können wir davon ausgehen, dass es sich bei den Magdeburger Fahrzeugen zwar um technisch ähnliche Fahrzeuge handelt, sie allerdings nicht zum Auftrag der Warschauer Straßenbahn gezählt werden können. Der Warschauer Auftrag wurde nach der Besetzung Polens im Jahre 1939 vollzählig von der Berliner Straßenbahn übernommen und nach Kriegsende als Reparationsleistung schließlich nach Polen abgegeben, wo die Fahrzeuge bis in die 80er Jahre hinein in unterschiedlichen Städten im Einsatz waren.

Den Magdeburger Fahrzeugen blieb ein solches Schicksal wohl auch wegen der ungewohnten und sehr speziellen Hechtform erspart. Sie blieben bis Mitte der 70er Jahre im Einsatz und kamen sowohl hinter den Hechtwagen, für die sie speziell in Auftrag gegeben waren, als auch hinter anderen Magdeburger Straßenbahnwagen zum Einsatz. So sind viele Aufnahmen aus Anfang der 70er Jahre bekannt, wo sie im Doppelbehang hinter den Nieskyer Holz-Standard-Triebwagen der Baujahre 1928, Serie Tw 101(II) – 140(II) im Einsatz auf der Linie 1 sind.

In der Fachzeitschrift „Verkehrstechnik“ und der Gefolgschaftszeitung „Wille & Tat“ der M.S.A.G. von 1942 wird Danziger Hechtbeiwagen als „Spezialanfertigung“ der Danziger Waggonfabrik für die Magdeburger Straßenbahnen AG gefeiert.
Hechtbeiwagen in einem Doppelzug der Linie 1 im Jahre 1972 am Südring. Besonders interessant, weil die Beiwagen zwei unterschiedliche Zustände zeigen. In Zugmitte der Beiwagen trägt das „Jungfrauen“-Logo, eine schlichtere Zierstreifenform (ohne die angedeutete Panzerleiste wie im Urzustand), aber bereits doppelseitige Rückleuchten. Der Beiwagen 257 dagegen verfügt über das neu eingeführte Logo der 70er (später auch genannt der „Pleitegeier“), aber nur einseitige Rücklichter in Form der EBSL100 auf einem Vorbau aufgesetzt. Führungstriebwagen dieses imposanten Zuges ist übrigens der Tw 140(II) – ein Holz-Standard-Triebwagen aus 1928.

Da das Projekt vom Verein vorfinanziert werden soll und um die Zahl der Abgüsse erstmal grob zu erfassen, bittet der Verein um eine Bedarfsanmeldung möglicher Interessenten (zunächst als unverbindliche Vorbestellung). Bitte geben sie auch an, welche Form des Modells sie sich wünschen würden:

1. Resin-Bausatz, unlackiert und undekoriert
2. Fertigmodell Urzustand, mit kleinem MSAG-Logo und großen Nummern
3. Fertigmodell im Zustand von 1945 – 51 mit KWU-Logo
4. Fertigmodell im Zustand von 1951 – 56 ohne Logo, nur mit Nummer
5. Fertigmodell im Zustand von 1956 – 64 mit „Koffer“-Logo (passend zum BeKa-Hechtwagen)
6. Fertigmodell im Zustand nach 1964 mit „Jungfrau“, Kleinspannungsanlage und OS-Aufschriften
7. Fertigmodell letzter Einsatzzustand, OS-Aufschriften mit „Pleitegeier“
8. Sonderwunsch (bitte die Ausführung und Wagennummer genau angeben)

(Der Preis für die Fertigmodelle ist bitte zu erfragen bzw. wird hier später bekannt gegeben. Lack, Deko, Kupplungen, Radsätze und eine kleine Fertigungspauschale werden aufgeschlagen. Zu beachten ist, daß das Fahrwerk mit den Einachsdrehgestellen nur angedeutet ist. Um die Fahreigenschaften nicht zu überreizen, sollte man beachten, nicht zu kleine Radien mit dem Modell zu befahren. Fahrversuche mit einem Pappmodell mit festem Fahrwerk ergaben bei unserem Mindestradius von 225mm keine Probleme.)

Fahrversuche mit einer Modellstudie des Danziger Hechtwagens

Es soll noch erwähnt werden, dass der Danziger Hechtbeiwagen natürlich nur das erste Modell einer Serie von Fahrzeugen sein soll, die die industriell gefertigten und in Kleinserien-Herstellung schon erhältlichen Magdeburger Fahrzeuge ergänzen werden. Natürlich sehen wir das ganz uneigennützig auch als eine Möglichkeit der Bereicherung unserer Anlage an, damit die vor KSW-Ära passend zu unserer Anlagen-Epoche etwas mehr vertreten sein wird.

Letzter Einsatzzustand (so wie das Resin-Modell gestaltet ist – jedoch in der Ausführung ohne Panzerleiste). Hier der frisch lackierte Beiwagen 256(II) auf der Linie 5 am Olvenstedter Platz im Jahre 1972. Zugfahrzeug ist ein Stahl-Standard-Triebwagen der Serie 143 – 172 aus dem Baujahr 1925, gebaut in zwei Serien bei Gebr. Schöndorf Düsseldorf und Waggonfabrik Dessau, im Umbauzustand von 1956.

Ihre Bestellung richten Sie bitte an msfev@t-online.de