Infoblatt 03/2021
10-jähriges Vereinsjubiläum 1981,
verbunden mit einer Tagesfahrt nach Thale
(Quelle: MSF e. V.)
Warten auf Frühling
„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche, durch des Frühlings holden belebenden Blick. Im Tale grünet Hoffnungsglück.“ Diese Verse aus der Feder unseres wohl berühmtesten deutschen Dichters hat sicherlich jeder von uns einmal in der Schule lernen müssen. Ob sich jedoch der alte Winter in seiner Schwäche (sowie gepaart mit sehr viel Schnee und einem monatelangen Lockdown) tatsächlich in raue Berge verzog, wie es an dieser Stelle bei Goethe sinngemäß weiter heißt, dies wissen jedoch nicht einmal unsere Politiker klar zu beantworten.
Die bereits merklich länger werdenden Tage sowie die ersten warmen Sonnenstrahlen sollten uns in diesen Tagen eigentlich auf den nahenden Frühling und auf das bevorstehende Osterfest einstimmen, jedoch sind zuverlässige Prognosen auf nachhaltige Lockerungen des gesellschaftlichen Lebens nach wie vor Mangelware. Täglich schwankende Inzidenzzahlen lesen sich dabei für den Nicht-Virologen und Normalbürger nur noch wie notorische Wasserstandsmeldungen, wobei auch die jüngsten staatlichen Beschlüsse mehr Fragen als Antworten liefern.
Bezüglich unserer Vereinsabende waren wir bis vor wenigen Tagen noch guter Hoffnung, dass Gaststätten eventuell noch vor Ostern wieder öffnen dürfen. Aktuell wieder deutlich steigende Infektionszahlen geben uns hier jedoch nach wie vor keine ausreichende Planungssicherheit. Wenn, dann ginge dies nach aktueller Lage zunächst nur mit Außengastronomie (angemessenes Wetter vorausgesetzt) bei eingeschränkten Personenzahlen und Abstandsregeln sowie verbunden mit dem Zwang zu einem tagesaktuellen gültigen Schnelltest, sofern der amtliche 7-Tageswert nicht stabil unter 50 bleibt. Somit sind die erforderlichen Rahmenbedingungen für die Durchführung von Vereinsabenden aus unserer Sicht im Moment nicht gegeben und für unsere Mitglieder auch so nicht vermittelbar. Trotzdem bemühen wir uns, unsere regelmäßigen Zusammenkünfte so schnell wie möglich wieder zu beleben und werden Euch diesbezüglich ggf. auch kurzfristig per E-Mail informieren.
Auch die im Juni geplante „Kleine Bahn ganz groß“ in Plauen musste aus verständlichen Gründen leider vor wenigen Tagen abgesagt werden, wobei die Plauener Straßenbahnfreunde dankenswerter Weise alles versuchen wollen, um diese Veranstaltung eventuell doch noch in diesem Jahr zu einem späteren Termin anbieten zu können. Dazu soll es vsl. bis Ende März mit den potentiellen Ausstellern eine Abstimmungsrunde geben, ob wir die Veranstaltung 2021 mit vielen Auflagen und Unsicherheiten überhaupt noch durchführen wollen oder ob wir hier vielleicht besser gleich auf die Folgejahre ausweichen. Sollte eine solche Veranstaltung noch für 2021 angestrebt werden, so wäre hier nur noch ein Termin Ende August möglich. Auch hier hoffen wir, im April vielleicht schon einige konkretere Aussagen treffen zu können.
Mit unserer aktuellen Ausgabe, sowie mit einem gemeinsamen Gruppenfoto von unserem 10-jährigen Vereinsjubiläum 1981, verbunden mit einer damaligen Tagesfahrt nach Thale (Quelle: MSF e. V.), wollen wir zugleich unsere Serie im Rückblick auf unser 50-jährigen Bestehen im Dezember 2021 an dieser Stelle fortsetzen. -Euer Vorstand-
50 Jahre Magdeburger Straßenbahnfreunde (2) – Von Modellbahnen und „ollen Wagen’s“
Obwohl ich bereits von Kindesbeinen an ein absoluter Fan der Magdeburger Straßenbahn war und auch jeden einzelnen Wagen „persönlich“ kannte, hatte ich bis zu meinem Studium an der Verkehrshochschule in Dresden (HfV) zum DMV bisher keinerlei Kontakte. Trotzdem war ich bereits als Schüler ein regelmäßiger und begeisterter Be-sucher unserer alljährlichen Magdeburger Modellbahnausstellungen, die anfangs noch im Clubhaus der Eisenbahner und später dann im Karl-Marx-Saal auf dem Hauptbahnhof stattfanden. Dabei hatte man jedoch in den meist dicht gedrängten Zuschauerreihen in der Regel kaum irgendwelche direkten Kontakte zu den Akteuren hinter den Anlagen, die ich damals stets ehrfurchtsvoll bewunderte, wenn sie mit ihren geheimnisvollen Tastaturen die kleinen Miniaturbahnen wie von Geisterhand zum Fahren brachten. 1973 war hier erstmals auch eine Fahranlage in der Spur HO mit selbstgebauten Straßenbahnmodellen nach konkreten Magdeburger Vorbildern zu sehen, was damals etwas völlig Neues war und dabei auch die interessierten Blicke der erwachsenen Besucher auf sich zog.
Erst bei einer Modellbahnausstellung der bekannten AG 3/14 „Saxonia“ Dresden in den Erdgeschossräumen unserer Hochschule hatte ich dann als Student in den Vorlesungspausen (und außerhalb der regulären Öffnungszeiten) zum ersten Mal die Gelegenheit, auch einmal hinter die Kulissen einer solchen Ausstellung zu schauen, um dabei auch mit den DMV-Leuten etwas näher ins Gespräch zu kommen. Dieser Kontakt war dann auch der Anlass, um zunächst im April 1977 Mitglied in der AG 3/14 zu werden, was jedoch nur von relativ kurzer Dauer sein sollte, da sich bereits im Dezember 1977 an der HfV eine eigene Hochschulgruppe im DMV gründete, wobei sich dabei auch einige erfahrene „Saxonia-Aktivisten“ gemeinsam mit mir der neuen AG 3/64 anschlossen. Somit war der DMV erstmals auch im Studentenwerk der damals wichtigsten Bildungseinrichtung des DDR-Verkehrswesen erfolgreich angekommen.
Zu dieser Zeit war es keine Seltenheit, dass bereits bestehende Arbeitsgemeinschaften oft zu Geburtshelfern neuer Arbeitsgemeinschaften wurden, um somit zugleich die unterschiedlichen Interessen und Neigungen im DMV auch besser bündeln und koordinieren zu können. Dabei spielten oftmals auch Standortfragen, verfügbare Räumlichkeiten sowie Kooperationsbeziehungen zu öffentlichen Trägern eine entscheidende Rolle. Auch in Magdeburg waren bereits Ende der 1960er Jahre mit den AG 7/21 bis 7/26 gleich sechs verschiedene neue Arbeitsgemeinschaften unterschiedlicher Ausrichtung an unterschiedlichen Standorten entstanden, die ihren gemeinsamen Ursprung in einer anfänglichen Groß-AG hatten und die auch weiterhin als „Gruppe der Magdeburger Arbeitsgemeinschaften“ die jährlichen Ausstellungen auf dem Hauptbahnhof organisierten. Hier kam schließlich im Dezember 1971 mit der AG 7/36 auch eine „Gruppe Straßenbahn“ hinzu, die ihre ursprünglichen Wurzeln in einem innerbetrieblichen Volkskunstzirkel bei den Magdeburger Verkehrsbetrieben (MVB) hatte. Mit dem Beitritt zum DMV stand diese Arbeitsgemeinschaft somit erstmals auch für Nichtmitarbeiter der Verkehrsbetriebe offen.
Erste Kontakte zur AG 7/36 und zu unserem langjährigen Ersten Vorsitzenden (AG-Leiter) Peter Raasch hatte ich bereits im Sommer 1977 im Rahmen der 100-Jahr-Feier der Magdeburger Straßenbahn, womit für mich bereits längerfristig feststand, dass ich hier nach Abschluss meines Studiums 1979 meine neue Heimat im DMV finden sollte. Dabei habe ich die Magdeburger Straßenbahnfreunde von Anfang an als eine sehr lebendige und engagierte Gruppe kennengelernt, wobei neben regelmäßigen Exkursionen auch die monatlichen Clubabende im Verkehrshaus mit teilweise bis zu 30 Teilnehmern stets ein besonderes Höhepunkt waren. Hierbei stand vor allem das gemeinsame Interesse für die „ollen Wagen’s“ im besonderen Mittelpunkt, womit vordergründig die Straßenbahnfahrzeuge der Vor- und der unmittelbaren Nachkriegszeit gemeint waren, deren Reihen sich bereits Anfang der 1970er Jahre merklich gelichtet hatten. Mit der bereits erwähnten 100-Jahr-Feier 1977 war es zumindest gelungen, gleich fünf Fahrzeuge aus der Vorkriegszeit äußerlich wieder herzurichten und dabei auf dem Alten Markt einem interessierten Publikum zu präsentieren. Hier war jedoch inzwischen schon längst wieder die Normalität des Alltags eingekehrt, so dass an eine dauerhafte historische Fahrzeugsammlung oder gar an einen historischen Fahrbetrieb vorerst noch nicht zu denken war.
Anders sah es dagegen im Modellbau aus, wo mit den Selbstbaumodellen von Harald Jungbär und Kurt Bartels bereits schon frühzeitig der Grundstein für eine größere Straßenbahnanlage gelegt worden war. Der etwas ungewöhnliche Maßstab von 1:75 resultierte dabei aus der Tatsache, dass man damals nur handelsübliche Fahrwerke und Antriebe von Piko- oder Gützold-Lokomotiven verwenden konnte, die wegen ihrer Kompaktheit in einem Straßenbahn-Wagenkasten im Maßstab 1:87 absolut nicht unterzubringen waren. Da handelsübliche Gebäudemodelle in der Regel nur in einem Gemischt-Maßstab von 1:100 angeboten wurden, um sie mit etwas „Augenzwinkern“ sowohl für HO, als auch für TT verwenden zu können, wirkten die Proportionen dabei in ihrer Gesamtheit zuweilen etwas gewöhnungsbedürftig. Unabhängig davon bekamen wir jedoch damals sehr viele anerkennende Worte, auch wenn wir die Anlage in den beengten Räumlichkeiten in der ehemaligen Funkwerkstatt im Betriebshof Stadtfeld nie komplett aufbauen konnten. Parallel dazu entstand damals auch eine kleine Eisenbahnanlage in der Nenngröße TT, um vor allem unsere Schüler und Jugendlichen sinnvoll beschäftigen zu können. Mehr dazu in unserer nächsten Ausgabe. -Christoph-
Bernd Kasten verstorben
Aus einem Nachruf im „Straßenbahn-Magazin“ erhielten wir kürzlich die traurige Nachricht, dass der bekannte Kleinserienhersteller für Straßenbahn- und Busmodelle Bernd Kasten aus Radebeul bei Dresden (auch unter dem Firmennamen BEKA bekannt) bereits am 12.Januar dieses Jahres an den Folgen eines Krebsleidens verstorben ist. Seine Produktion, zu der u. a. auch die Magdeburger Varianten vom Kleinen Hecht und vom Dresdener Standardbeiwagen sowie die sehr begehrten preiswerten Magnetkupplungen oder auch Straßenbahnwartehallen mit entsprechendem Zubehör gehörten, hatte der kreative Modellbauer aus gesundheitlichen Gründen bereits im letzten Jahr aufgegeben müssen. Wir haben Bernd Kasten in den zurückliegenden Jahren persönlich als einen sehr guten Freund kennengelernt und werden sein Andenken stets in Ehren bewahren. (CR)
Terminvorschau 2021: Alle Termine aktuell auch weiter unter Vorbehalt
Unsere Terminvorschau unter msf-ev.de/termine versteht sich leider zum aktuellen Zeitpunkt weiterhin nur unter Vorbehalt. Wir informieren u.a. hier, sobald wir genauere Informationen bekannt geben können.
Unsere planmäßigen Arbeitstage in unserem Vereinsobjekt hoffen wir zum frühestmöglichen Zeitpunkt wieder aufnehmen zu können, sofern dies die geltenden Sicherheitsbestimmungen ermöglichen. Sowie wir diesbezüglich neue Informationen haben, werden wir alle Mitglieder rechtzeitig informieren. Bei erforderlichen kurzfristigen Abstimmungen oder Rückfragen bitten wir uns auch weiterhin unter den nachstehenden Telefonnummern oder auch per E-Mail zu kontaktieren. (CR)
Das Infoblatt erscheint im Auftrag des Vorstandes der Magdeburger Straßenbahnfreunde e. V.