Infoblatt 01/2021
Bahnhof Buckau – Lückenschluss der Tram nach 94 Jahren
Angekommen in 2021
Ein neues Jahr ist immer ein willkommener Anlass, um Vergangenes hinter sich zu lassen und um gleichsam den Blick optimistisch und frohen Mutes nach vorn zu richten. 2020 war nach all den turbulenten Ereignissen, verbunden mit tiefen Einschnitten, gewiss kein Jahr, dem wir bittere Tränen nachweinen müssen. Hier kann 2021 eigentlich nur wieder besser werden.
Bei unserem turnusmäßigen Infoblatt hatten wir nach einer außerplanmäßigen Ausgabe Anfang November dieses Mal auf die sonst übliche Adventsausgabe verzichtet und melden uns nun gleich zu Beginn des neuen Jahres für unsere Mitglieder sowie für die uns nahe stehenden Freunde und Leser in alter Frische wieder zurück. Ungeachtet dessen hatten wir dank der Unterstützung von Marc und Jürgen noch pünktlich vor dem Fest unsere traditionelle Weihnachtspost an befreundete Vereine und Partner versendet und auch unseren eigenen Mitgliedern per E-Mail einen kurzen Weihnachtsgruß übermittelt. Auch im Umkehrschluss erreichte uns dieses Mal wieder jede Menge Post aus unserem angestammten Freundeskreis im In- und Ausland, verbunden mit den besten Wünschen zu den Festtagen sowie zum neuen Jahr. Auch dafür an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön.
Nach dem der „scharfe“ Lockdown zunächst noch bis zum 10. Januar gilt und die weiterhin sehr angespannten Infektionszahlen auch danach wohl kaum vorerst eine Entspannung der Lage zulassen werden, gelten alle aktuellen Termine (wie schon in unserer Novemberausgabe) nach wie vor unter Vorbehalt, wobei die im April geplante AHN-Tagung in Halle und Naumburg bereits abgesagt und auf 2023 verschoben werden musste. Bleibt zu hoffen, dass wenigstens die „Kleine Bahn ganz groß“ im Juni in Plauen stattfinden kann. Auch unsere am 12. Februar geplante Jahresmitgliederversammlung müssen wir leider auf einen späteren Termin verschieben, da wir dazu mindestens 4 Wochen Vorlaufzeit benötigen, um auch die Einladungen frist- und satzungsgemäß versenden zu können. Sollten Gaststätten (und auch „Leo´s Imbiss“) eventuell Ende Januar oder Anfang Februar (wenn auch mit Auflagen) wieder öffnen dürfen, so planen wir für diesen Tag zumindest (optional) einen turnusmäßigen Vereinsabend, wofür wir an dieser Stelle jedoch nicht noch einmal gesondert einladen werden. Das heißt: Sollte bei „Leo´s“ wieder geöffnet sein, dann einfach gegen 17:30 Uhr an diesem Tag einmal bei uns vorbei schauen.
Ein besonderer Höhepunkt wird in diesem Jahr ohne Frage das 50-jährige Bestehen der Magdeburger Straßenbahnfreunde sein, nachdem die ursprüngliche AG 7/36 im Deutschen Modelleisenbahnverband im Dezember 1971 gegründet worden war. Auch dies sollte an dieser Stelle für uns ein gutes Omen und zugleich Anlass für Mut und Zuversicht sein. Zu unserem 40-jährigen Jubiläum hatten wir bekanntlich eine kleine Broschüre heraus gegeben, die übrigens noch heute über unseren Souvenirshop erhältlich ist. Einige Vereinsfreunde erinnern sich auch heute noch an unser 10-jähriges Bestehen 1981, was wir damals mit einer gemeinsamen Tagesfahrt nach Thale und mit einem Besuch der dortigen Modellbahnausstellung verbunden hatten. In der Hoffnung, dass wir 2021 wieder gemeinsam eine traditionelle Vorweihnachtszeit erleben dürfen, haben wir in unserem Kalender deshalb vorsorglich schon einmal den 4. Dezember (den Sonnabend vor dem 2. Advent) als möglichen Termin für dieses Jubiläum vorgemerkt, wobei auch eine Kombination mit unserer traditionellen Jahresabschlussfeier an dieser Stelle denkbar wäre. Somit kann sich jeder diesen Termin auch schon einmal für sich entsprechend frei halten, wobei auch Vorschläge und Ideen für diesen Tag schon jetzt herzlich willkommen sind. Auf diesem Wege wünschen wir allen Freunden der großen und kleinen Bahnen nochmals ein frohes und vor allem gesundes (!!!) neues Jahr.
– Euer Vorstand
Lückenschluss nach 94 Jahren
Der Buckauer Bahnhof mit seinem markanten Empfangsgebäude und den Eisenbahnbrücken ist an dieser Stelle, wo Jürgen Puchert am 16. Dezember 2020 einen der ersten planmäßigen Straßenbahnzüge mit seiner Kamera festhielt, bereits seit dem Jahre 1926 stadtbildprägend. Viele erinnern sich hier noch an den O-Bus sowie auch noch an die Gleisreste einer nie fertiggestellten Straßenbahnstrecke. Auch ein alter Oberleitungsmast war hier noch bis vor wenigen Monaten als Relikt längst vergangener ÖPNV-Zeiten auf dem Fußweg unmittelbar neben dem Empfangsgebäude anzutreffen, deren Ursprünge nunmehr bereits fast 100 Jahre zurückliegen.
Bis 1926 lagen die Eisenbahngleise hier noch weitgehend auf gleicher Höhe mit dem heutigen Straßenniveau, wobei es an dieser Stelle auch noch keine durchgehende Straßenverbindung zwischen der Schönebecker Straße und der Leipziger Straße gab. Einzige Verkehrsverbindung zwischen Buckau und der benachbarten Buckauer Insel mit den dort befindlichen Großbetrieben war damals eine sehr schmale und steile Straßenbrücke, die in Verlängerung der Coquiestraße die Bahngleise überquerte. Da für die geplante Streckenelektrifizierung der Eisenbahn in Richtung Schönebeck / Köthen weder eine Höherlegung dieser Brücke, noch eine Absenkung der Gleisanlagen infrage kam, entschieden sich Deutsche Reichsbahn und Stadt Magdeburg damals einvernehmlich auf eines der größten Verkehrsbauprojekte der letzten 100 Jahre.
Eisenbahnseitig war dabei die gesamte Bahntrasse zwischen Hasselbachplatz und Buckau um bis zu ca. sechs Meter höher zu legen, verbunden mit einer gleichzeitigen Entflechtung des Personen- und Güterverkehrs sowie einem neuen Buckauer Personenbahnhof. Parallel dazu war auch die bisherige Güterverbindungsbahn zwischen Sudenburg und Buckau in eine neue Trasse in Hochlage zu bringen, um somit die bisherigen schienengleichen Bahnübergänge an der Halberstädter Straße und Leipziger Straße aufheben zu können. Dies war zugleich verbunden mit dem Bau zahlreicher neuer Eisenbahnbrücken am Sachsenring, an der Halleschen Straße sowie im Zuge der heutigen Carl-Miller-, Erich-Weinert- und Warschauer Straße. Straßenseitig entstand dabei erstmals eine durchgehende Straßenverbindung von der Schönebecker zur Leipziger Straße, die mehr als nur ein Ersatzneubau für die aufzulassende Straßenbrücke an der Coquiestraße war und von Anfang an auch eine zweigleisige Straßenbahntrasse als Teil der geplanten neuen Ringlinie erhalten sollte. Zwischen der Coquiestraße und der Freien Straße entstand dafür ein neuer Fußgängertunnel.
Bereits 1927 hatten die Straßenbahngleise von der Schönebecker Straße aus den neuen Buckauer Bahnhof erreicht, wo sie zunächst unmittelbar unter den neuen Eisenbahnbrücken endeten, da ein Weiterbau der Trasse wegen noch fehlender Baufreiheit im Bereich der Freien Straße vorerst noch nicht gegeben war. Auf der Fläche unterhalb der Brücken entstand deshalb zunächst ein provisorischer Gleisbauhof, um von hier aus den weiteren Streckenausbau voran zu treiben. Wie aus Augenzeugenberichten hervorgeht, konnten hier auch bereits häufig Arbeitstriebwagen mit Gleisbautransportloren u. dgl. beobachtet werden. Inwieweit die bereits teilweise fertiggestellte Strecke auch für den Personenverkehr (z. Bsp. für Pendelwagen im Arbeiterberufsverkehr) genutzt wurde, entzieht sich leider unserer Kenntnis, da auch Fotodokumente aus dieser Zeit äußerst rar sind.
1934 lagen die Straßenbahngleise bereits durchgängig bis in hinter die Dodendorfer Straße in Höhe der Försterstraße, wobei auch die Verbindungskurven am geplanten neuen Gleisdreieck Leipziger Straße bereits teilweise im Straßenpflaster verlegt worden waren. Ferner war für die geplante neue Ringlinie bereits 1927/28 der bisherige Abzweig Halberstädter Straße / Leipziger Straße zu einem vollständigen Gleisdreieck ausgebaut worden, um perspektivisch von Buckau aus auch die bereits geplante Südring-Westring-Achse erreichen zu können.
Da die neuen Machthaber im „Dritten Reich“ bekanntlich „wichtigere“ Dinge, als den Bau neuer innerstädtischer Straßenbahnstrecken im Hinterkopf hatten, kam ein noch fehlender Lückenschluss im Zuge der heutigen Raiffeisenstraße sowie eine vollständige Inbetriebnahme der Gesamtstrecke leider nicht mehr zu Stande. Vielmehr wurde bereits 1944 damit begonnen, nicht mehr benötigte Gleis- und Oberleitungsanlagen zur Altmetallgewinnung zurückzubauen, um damit anderweitig dringende Reparaturen durchzuführen und auch bereits entstandene Kriegsschäden zu beseitigen. Somit verschwand auch hier eine bereits weitgehend fertiggestellte Straßenbahnstrecke schon nach relativ kurzer Zeit wieder aus dem Stadtbild, wobei lediglich wenige Meter Doppelgleis unter den Buckauer Bahnhofsbrücken erhalten blieben. Ein Teil der hier noch vorhandenen Oberleitungsmaste wurde dabei offensichtlich für den späteren O-Bus weitergenutzt, der hier von 1951 bis etwa 1969 ein relativ kurzes Gastspiel gab, um schließlich durch die Kraftomnibuslinien A und AD (später 50 und 54) abgelöst zu werden. Die bisherige Buslinie 50 ging dabei später in die Linie 52 auf, die sich hier noch bis vor wenigen Tagen ihren Linienweg mit der Linie 54 teilte. Auch dies ist nun seit dem 16. Dezember 2020 endgültig Geschichte, da die lang ersehnte Straßenbahn nach immerhin 94 Jahren nun doch noch kam. (CR)
Anerkennung und Ehrung für Stefan Naedler
Im Dezember wurde unserem Vereinsfreund Stefan Naedler für seine langjährige Fernsehsendung „Haltestelle – Das Straßenbahnmagazin“ beim Offenen Kanal sowie auch für seinen Einsatz bei der Naumburger Straßenbahn eine besondere Auszeichnung für ehrenamtliches Engagement durch das Land Sachsen-Anhalt in Form einer Ehrenplakette mit der bekannten Himmelsscheibe von Nebra zuteil. Dies erfüllt natürlich auch uns mit Stolz und Freude, wenn einmal ein Mitglied aus unseren eigenen Reihen auf diese besondere Weise geehrt wird. Nochmals herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für die geleistete Arbeit, Stefan. (CR)